UBS zieht Teilnahme an Rettungsfonds in Betracht

Kreditkrise: Wie die US-Investmentbanken könnten die Schweizer notleidende Papiere in einen Fonds einschiessen.

Wenn die Banken wanken, kann der Staat nicht tatenlos zusehen. So geschehen vor drei Wochen, als das amerikanische Finanzministerium die Idee eines Superfunds zur Bewältigung der Subprime-Krise ins Spiel brachte.

Unter Führung von US-Finanzminister Henry Paulson, der als Ex-Goldman-Sachs-Chef mit den Abgründen des Investment Banking vertraut ist, fällten die drei Finanzriesen Citigroup, Bank of America und JPMorgan Chase einen Grundsatzentscheid. Sie wollen ein Rettungsvehikel namens Master-Liquidity Enhancement Conduit (M-LEC) mit einem Volumen von bis zu 100 Mrd Dollar in die Welt setzen.

Unkontrolliertes Niemandsland

Wohlklingende Substantive wie «Steigerung» (enhancement) und «Liquidität» können nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es sich hauptsächlich um ein Auffangbecken für notleidende strukturierte Investment-Vehikel (SIV) handelt. Das sind Gebilde, die von renommierten Banken aufgesetzt und im unkontrollierten Niemandsland ausserhalb der eigenen Bücher geführt wurden. Im August und erneut im Oktober waren sie aber illiquide geworden.

Am Superfonds interessiert zeigt sich auch die UBS. Ein Manager der Grossbank sagte auf Anfrage der «Handelszeitung», dass sich sein Unternehmen überlege, beim Vehikel mitzumachen. Offiziell wollte die Bank nicht Stellung nehmen.

Zeit für geordneten Rückzug

Zwar zählt die UBS nicht zu den führenden SIV-Anbietern. Doch sie hat sich mit anderen Konstrukten, vor allem CDO (Collateral Dept Obligations, mehrfach verbrieften Hypothekenforderungen), hoffnungslos verspekuliert. Die Grossbank sitzt selbst nach rekordhohen Abschreibern und Notverkäufen im 3. Quartal 2007 immer noch auf 40 Mrd Dollar solcher «Schrottpapiere». Der Fonds würde der UBS genauso wie den übrigen potenziellen Teilnehmern vor allem eines bringen: Zeit für einen geordneten Rückzug. Auf mehr ist nicht zu hoffen. Insbesondere ein rascher Ausstieg, wie er den weltgrössten Investmentbanken am liebsten wäre, ist derzeit kaum möglich. Fast alle wollen verkaufen, fast niemand kaufen – der Markt ist seit Wochen illiquid. Über Nacht kam zum Erliegen, was zuvor jahrelang funktioniert hatte; nämlich die Finanzierung langfristiger Kredite mittels Kurzfristgeldern von Privatanlegern. Weil die Investoren plötzlich die Finger von den intransparenten, im überhitzten US-Hypothekenmarkt investierten Anleihen liessen, sahen sich viele SIV gezwungen, Milliarden von Vermögensanlagen unter Stress zu liquidieren.

Credit Suisse winkt ab

Welch dramatische Auswirkungen diese Notverkäufe auf die Preise hatten, zeigt die Entwicklung von Indizes der Firma Markit. Unter der Bezeichnung ABX berechnet das Londoner Unternehmen seit Sommer 2006 den Wert verschiedener «Subprime-Körbe», die Anleihen mit unterschiedlichem Rating (AAA, AA, A, BBB) zusammenfassen.

Nach einem ersten Taucher im Juli und August hatte sich beispielsweise der ABX HE (Asset Backed Securities Index von US Home Equity) mit dem Rating AAA zum Herbstbeginn auf 95% erholt (siehe Grafik). Doch letzte Woche stürzte der Kurs unter 80%. Es war dieser freie Fall von vermeintlich sicheren Triple-A-Anleihen, der UBS, Merrill Lynch und Citigroup zwang, Milliardenabschreiber in ihren Erfolgsrechnungen vorzunehmen. Die Details zum Superfonds könnten diese Woche bekannt werden, heisst es aus Verhandlungskreisen. Wer mitmacht, gesteht ein, dass er besonders tief im Subprime-Sumpf steckt.

Bereits abgewinkt hat dagegen der CEO der Credit Suisse. «Es ist sicher sinnvoll, wenn die amerikanischen Aufsichtsbehörden und das Treasury zusammen mit den betroffenen Banken an einer Lösung für diese Situation arbeiten», sagte Brady Dougan kürzlich der brasilianischen Wirtschaftszeitung «Valor Economico». «Die Credit Suisse ist im Geschäft mit SIV nicht stark engagiert. Daher ist nicht anzunehmen, dass wir uns an einem solchen Fonds beteiligen werden.»


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