Zusätzlicher Lärm zu verteilen

Ab 2030 wird Kloten 70 Prozent Mehrverkehr zu verkraften haben – fast alle Betriebsvarianten schliessen den Südanflug ein

Die von Bundesrat Moritz Leuenberger vereinbarte Arbeitsgruppe zwischen Deutschland und der Schweiz zum Anflugregime in Zürich-Kloten wird für die Anwohner kaum Entlastung bringen. Im Gegenteil: Die zuständigen Schweizer Gremien, welche die Gespräche mit den Deutschen vorbereiten, gehen von einer Steigerung der Flugbewegungen in Zürich von 70 Prozent aus.

Bei den Verhandlungen mit Deutschland soll über Varianten zur Bewältigung dieses Wachstums verhandelt werden, nicht über den heutigen Zustand. Dies bestätigt Daniel Göring vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl): «Deutschland hat den SIL-Prozess als Grundlage anerkannt.»

Dieser SIL-Prozess verbindet Raumplanung, Umweltschutz und Flugverkehr und nimmt als Basis die Nachfrageprognose der Münchner Firma Intraplan. Die geht von 400 000 An- und Abflügen bis 2020 und von 450 000 bis 2030 aus.

Insgesamt stehen 20 Varianten, mit denen diese massive Ausweitung des Flugverkehrs in Zürich Kloten bewältigt werden könnte, zur Diskussion. Bei allen ist die Deutschlandfrage unwichtig.

Praktisch alle Varianten sehen einen definitiven Anflug von Süden her über die vermögende Region des rechten Zürichseeufers sowie den stark bewohnten Zürcher Vorort Schwamendingen vor, bestätigt Göring vom Bazl. «Es gibt aber Vorschläge ohne Südanflug», betont der Bazl-Sprecher. Allerdings geht nur eine von einem Zustand aus, der wie früher unbeschränkte Anflüge von deutschem Gebiet her zulässt. Eine oder zwei Varianten sehen eine Verteilung der Anflüge über Schweizer Gebiet, aber ohne Südanflüge vor. Diese werden daher im Osten des Flughafens für Ärger sorgen.

Im Dezember präsentiert man, was im Reglement möglich wäre

Für eine öffentliche Variantendiskussion sei es zu früh, sagt Göring. Erst im Dezember wird eine Auswahl der Möglichkeiten für ein künftiges Betriebsreglement präsentiert, das die Routen von und nach Kloten langfristig definiert. Danach müssen sich der Bund, die Kantone Zürich, Aargau und Schaffhausen sowie die Flughafenbetreiberin Unique auf die aus ihrer Sicht besten Varianten einigen.

Der Vorentscheid über die künftigen Flugrouten soll am 2. Koordinationsgespräch des so genann- ten SIL-Prozesses nächsten Frühling fallen. Dieser Entscheid ist Grundlage für Gespräche mit Deutschland. Erst wenn sich die Schweizer Kreise auf ein mögliches Betriebsreglement geeinigt haben, kann Bern mit Deutschland formell verhandeln.

Nach den Gesprächen zwischen Bundespräsident Moritz Leuenberger und dem deutschen Verkehrsminister Wolfgang Tiefen see von vergangener Woche ist allerdings klar, dass der Spielraum minim ist.


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