«Matter und die Swissfirst vernichten»

Mit seiner Anzeige gegen die Swissfirst hat Rumen Hranov (62) die Bank arg in Bedrängnis gebracht. Jetzt gerät der Financier selbst unter Druck.

Eigentlich sieht sich Rumen Hranov als Opfer. Der ehemalige Geschäftspartner von Thomas Matter fühlt sich betrogen, weil ihn Matter zum Verkauf seiner Bankanteile überredet hat. Der Kurs der Titel ist nach Bekanntgabe der Fusion mit der Bank am Bellevue explodiert. Hranov hatte das Nachsehen. Bei seinem Kampf um Genugtuung geht der Financier nun selbst mit unzimperlichen Methoden vor, wie SonntagsBlick nach Sichtung von Dokumenten weiss. Vor einem Jahr drohte er den Chefs der Swissfirst in einem Telefonat, dass «Herr Matter wie auch die Swissfirst Bank AG vernichtet würden». Dies für den Fall, dass sie ihm nicht eine grössere Summe überweisen würden.

Nachdem die Bankenleitung nicht auf die Drohung einging, reichte Hranov am 3. November 2005 Strafanzeige ein. Und trat damit den Swissfirst-Skandal los, in deren Folge der Gründer Thomas Matter (40) zurücktreten musste.

Doch die Swissfirst will nicht klein beigeben. In einem Gutachten, das die Bank beim Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth erstellen liess, werden Hranovs Praktiken als illegal bezeichnet.

Gemäss Pieth hat Hranov eine Ex-Assistentin der Swissfirst-Geschäftsleitung dazu gedrängt, das Bankgeheimnis zu verletzen. An einem Treffen am 1. November 2005 im Parkhotel in Zug deutete Hranov gemäss Aussage der Frau an, dass der Staatanwaltschaft beim Vorgehen gegen Swissfirst Material aus der Bank helfen könnte. Hranov köderte sie mit dem Satz: «Es würde sich jedenfalls für Sie lohnen.» Die Ex-Mitarbeiterin meldete den Vorfall der Swissfirst-Leitung. Diese reichte am 21. November 2005 in Zug eine Strafanzeige gegen Hranov ein. Dieses Verfahren ist hängig.

Auf seiner Suche nach einem Helfer wurde Hranov beim 40-jährigen Börsenhändler A.T. aus dem Kanton Schwyz fündig. Die beiden haben sich bei Tätigkeiten für eine frühere Swissfirst-Tochter kennen gelernt. A.T. hatte vom inzwischen suspendierten Swissfirst-Wertschriftenhändler R.M. per Mail jene Datei erhalten, welche die umstrittenen Swissfirst-Aktienverkäufe von Pensionskassen auflistet. Als die Swissfirst das Datenleck vor wenigen Wochen fand, reichte sie Strafanzeige gegen ihren Kadermann R.M. und ihren Ex-Manager A.T. wegen Bankgeheimnisverletzung ein. Vor 2 Wochen kam es zu Hausdurchsuchungen, unmittelbar darauf befragte Staatsanwalt Arno Thürig die beiden Beschuldigten. Deren Aussagen zeigen, dass Hranov eine wichtige Rolle bei der Datenbeschaffung spielte.

R.M. gab zu, dass er «diese fragliche Datei A.T. elektronisch per E-Mail zugestellt» habe. Zudem stritt er nicht länger ab, sich kurz zuvor mit Rumen Hranov im Zürcher Hotel Baur au Lac getroffen zu haben, (SonntagsBlick vom 10. September). Der Swissfirst-Angestellte sagte, A.T. habe ihm mitgeteilt, dass «Hranov Leute sucht, welche gegen die Swissfirst auspacken könnten».

Staatsanwalt Thürig lehnt jeden Kommentar zu den Einvernahmen ab. Auf die Frage, warum Rumen Hranov nicht einvernommen wurde, sagt Thürig, dass sich die ersten Ermittlungen «auf das mutmassliche Leck der Bankgeheimnisverletzung bezogen» hätten. Es sei nicht ausgeschlossen, dass «auch noch Herr Hranov einvernommen» würde. Der Beschuldigte A.T. weist die Vorwürfe von sich, der suspendierte Swissfirst-Angestellte R.M. war nicht erreichbar.

Laut Sprecher Sacha Wigdorovits weist Hranov die Vorwürfe entschieden von sich: «Beide Anzeigen gegen Rumen Hranov wurden Ende 2005 erstattet. Sie waren wohl ein verzweifelter Versuch der Swissfirst, Rumen Hranov zu diskreditieren». Ziel sei es gewesen, von den gegen Matter gerichteten Anschuldigungen im Zusammenhang mit der Fusion von Swissfirst und Bank am Bellevue abzulenken. Das Verfahren gegen Hranov wegen Verleumdung und Anstiftung zur Verletzung des Bankgeheimnisses sei eingestellt worden, betont Wigdorovits. Ein Verfahren wegen Verdacht auf Nötigung ist aber nach wie vor hängig.

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