UBS zahlt bis 25 Prozent höhere Boni

Prämientopf ist für 2010 deutlich besser gefüllt – Politiker empört. SonntagsZeitung, 23. Januar 2011

Gespannt warten die 65 000 Mitarbeiter der Grossbank UBS auf den Bonusentscheid vom kommenden Monat. Schon heute ist klar: Der Topf für variable Vergütungen ist deutlich grösser, wird aber stärker leistungsbezogen verteilt. Das ist gut für Top-Manager, hoch bezahlte Händler und Spezialisten, aber schlecht für die breite Masse.

Laut einer Quelle mit Zugang zum oberen UBS-Management soll der Gesamtbonus im Schweizer Geschäft um 15 Prozent steigen. In der Vermögensverwaltung soll die Bonisumme sogar um 25 Prozent wachsen. Im Schweizer Geschäft würde der Bonusanstieg begrüsst, im Private Banking hingegen als übertrieben kritisiert. Ausgehend von 3Milliarden Franken Gesamtboni, die die Grossbank für 2009 offerierte, und je nach dem, wie stark die Erhöhung im Investmentbanking ausfällt, kann mit einem Gesamtbonus von 4 Milliarden Franken oder mehr gerechnet werden.

Das würde zum besseren Unternehmensresultat passen. Nach einem Rekordverlust von 21,3 Milliarden Franken im Jahr 2008 und einem Minus von 2,7 Milliarden 2009 dürfte die Grossbank 2010 ein deutliches Plus ausweisen. In den ersten neun Monaten betrug der Reingewinn knapp 5,9 Milliarden. Fürs ganze Jahr rechnet die Bank Vontobel mit einem Konzerngewinn von 7,2 Milliarden Franken. Der Geldabfluss bei den verwalteten Vermögen wurde im Herbst erstmals seit Jahren gestoppt.

Die Basislöhne sind schon deutlich gestiegen

Der Bonusanstieg folgt einer deutlichen Erhöhung der Fixsaläre. 2009 lagen diese mit 149 000 Franken pro Kopf und Jahr um 67 Prozent höher als 2007. Im vergangenen Jahr dürfte die UBS die Basissaläre weiter angehoben haben und damit einem branchenweiten Trend gefolgt sein. Weil die Regulierungsbehörden Bargeldboni nur noch in überschaubaren Dosen tolerieren, haben die Finanzinstitute die Grundsaläre kräftig erhöht, um Mitarbeiter schadlos zu halten.

Ein UBS-Sprecher wollte die Bonushöhe nicht kommentieren und verwies auf die Publikation des Jahresergebnisses in zwei Wochen.

Trotz der Rückkehr in die Gewinnzone bleiben die Boni ein Politikum. Zu frisch ist noch die Erinnerung an die Rettung durch den Staat im Herbst 2008. Die Nationalbank hält noch immer UBS-Ramschpapiere aus dem amerikanischen Hypothekenmarkt.

Solange der Bund mit Eigenkapital direkt an der UBS beteiligt war, hatte Bern sogar ein Mitspracherecht beim Bonus. Für 2008 akzeptierte die Finanzmarktaufsicht (Finma) 2,2 Milliarden Franken, für 2009 soll sie die von der UBS beantragten 4 Milliarden auf 3 Milliarden reduziert haben. Neu müssen die UBS und zehn weitere bedeutende Finanzunternehmen Vergütungsvorschriften einhalten. Sie sehen aufgeschobene Boni, weniger Baranteil und ein vernünftiges Verhältnis vor. «Die UBS muss sich ihren Bonus leisten können», sagt Finma-Sprecher Alain Bichsel.

Belastung für Debatte über die Abzocker-Initiative

Politiker reagieren skeptisch bis empört auf die höheren Ausschüttungen bei der UBS. «Wenn die Boni tatsächlich steigen, zeigt dies, dass die UBS aus den früheren Fehlern nichts gelernt hat», sagt FDP-Nationalrat Philipp Müller. Im Hinblick auf die anstehenden Parlamentsdebatten über Sonderregeln für systemrelevante Finanzinstitute seien höhere Boni Gift für eine wirtschaftsfreundliche Lösung.

Solange die UBS keine Dividende zahle und der Aktienkurs im Keller sei, bestehe kein An-lass, höhere Boni auszuschütten, sagt SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer, und fügt hinzu: «Die UBS zeigt, dass wir gesetzlichen Handlungsbedarf haben und Boni durch die Generalversammlung genehmigt werden müssen.» Eine solche Regelung sieht der indirekte Gegenvorschlag zur Abzocker-Initiative von Thomas Minder vor.

Mühe mit höheren Prämien für Banker bekundet auch CVP-Wirtschaftsspezialist Pirmin Bischof. «Wenn die UBS ihre Bonizahlungen nun erhöht, erschwert sie die Bemühungen um eine wirtschaftsverträgliche Gesetzgebung.» Millionenboni seien nichts weiter als verdeckte Gewinnausschüttungen hinter dem Rücken des Aktionärs. «Hier setzt der CVP-Gegenvorschlag zur Minder-Initiative an: Die steuerliche Privilegierung von Millionenboni wird gestoppt.»

Hans Kaufmann: UBS hat grosse Fortschritte erzielt

Nicht in die Empörung einstimmen will SVP-Nationalrat Hans Kaufmann. Die UBS habe sowohl operativ wie strukturell im vergangenen Jahr grosse Fortschritte gemacht. «Wenn sie die guten Mitarbeiter halten will, muss sie auch vernünftige Lohnanreize bieten», so Kaufmann. Zudem sei es positiv, wenn der variable Lohnanteil der Angestellten hoch bleibe. Kaufmann: «Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt – dann wird Flexibilität entscheidend sein.»

Die anstehende Bonusrunde gibt bei der UBS wegen ihres neuen Qualifikationssystems zusätzlich zu reden. 5 bis 10 Prozent des Personals müssen zwingend als «ungenügend» eingestuft werden, weitere rund 20 Prozent sind als «verbesserungsfähig» zu qualifizieren.

Die negative Zwangseinteilung von bis zu fast einem Drittel der Belegschaft hat Auswirkungen auf die Bonusverteilung. Im Vergleich zu früher werden mehr UBS-Angestellte leer ausgehen oder nur einen relativ kleinen Bonus erhalten. Der übrig bleibende Rest verteilt sich auf weniger Köpfe.


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