Swatch stoppt Uhrwerk-Lieferung

Kleine Zürcher Uhrenfirma bleibt auf ihren halb fertigen Zeitmessern sitzen. SonntagsZeitung, 19. Juni 2011

Ein Verkaufsmanager bei der Swatch-Group-Tochter Eta liess sich ein halbes Jahr Zeit. Vor Wochenfrist reagierte er auf die Bestellung der kleinen Uhrenfirma vom Dezember. Weil Eta «gegenwärtig in allen unseren mechanischen Kalibern überlastet» sei und das «Maximum der Produktionskapazität für 2011 und 2012 erreicht» habe, könne die Bestellung nicht angenommen werden.

Für die Zürcher Uhrenfirma ist die Absage ein doppelter Schlag. Erstens bleibt sie ohne die Uhrwerke auf halb fertigen Uhren sitzen. Zweitens habe Swatch nie von einem möglichen Lieferstopp gesprochen, sagt ein Partner des Unternehmens. Im Gegenteil, der Eta-Manager habe noch im März an der Basler Uhrenmesse wissen wollen, wozu die bestellten Uhrwerke – es handelt sich um das Eta-Modell 2896 zum Einstandspreis von 220 Franken – gebraucht würden. «Offenbar war das nur ein Vorwand», beklagt sich der Uhrenmanager.

Swatch Group begründet Lieferstopp mit Engpässen bei der Produktion

Tatsächlich könnte der Lieferstopp der Swatch-Tochter Eta mit der kürzlichen Selbstanzeige des weltgrössten Uhrenkonzerns bei der Wettbewerbskommission (Weko) zusammenhängen. Die Swatch will nicht verpflichtet sein, Eta-Uhrwerke auch für Drittkunden herstellen zu müssen. Die Weko hat die Swatch Group vorsorglich verpflichtet, im laufenden Jahr im gleichen Umfang wie 2010 zu liefern. 2012 darf das Bieler Unternehmen externe Zustellungen auf 85 Prozent reduzieren.

Weko-Vize Patrik Ducrey will den Lieferstopp nicht kommentieren: «Zuerst wollen wir den Abschluss unserer Untersuchung bei Swatch und Drittfirmen abwarten.» Eine Swatch-Sprecherin bestätigt den Lieferstopp, ohne zu sagen, wie viele Firmen betroffen sind. Der Grund seien die bekannten Engpässe in der Eta-Produktion. «Es ist also absolut nichts Neues, auch wenn es natürlich unerfreulich für uns und unsere Kunden ist», sagt Serena Chiesura. Nach einer früheren Weko-Untersuchung wurde Swatch per Anfang Jahr vom Lieferzwang von Bausätzen für mechanische Uhrwerke befreit. Aktuell geht es um fertig montierte Werke.


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