Finma reagiert auf den UBS-Fall Adoboli

Banken müssen Kontrolle bei Risiken verschärfen. SonntagsZeitung, 18. Dezember 2011

Der 2-Milliarden-Crash von UBS-Junior-Trader Kweku Adoboli zeigt Wirkung. Die Bankenaufsicht Finma hat diese Woche in einem Rundschreiben an die unterstellten Institute eine weitreichende Weichenstellung vorgenommen. Im Handelsgeschäft der Schweizer Banken sollen in Zukunft die Anreize nicht mehr nur auf Gewinne ausgerichtet sein, sondern auch auf die Vermeidung von Verlusten.

«Die Wirksamkeit der Kontrollen hat die gleiche Bedeutung wie die Einhaltung von Ertragszielen», steht im Finma-Papier. Für die Leistungsbeurteilung von Händlern, Teams und Investmentbank-Einheiten bedeute dies, dass die Art und die Qualität der Kontrollen im Trading «Bestandteil der Performancemessung und der daraus abgeleiteten Vergütung» sein müssten.

Ein Ex-Controller der UBS erwartet «einige Skandale»

Kurz: Der Bonus eines Händlers und seiner Vorgesetzten hängt neu sowohl vom Up- als auch vom Down-Side ab. Ein einzelner Trader muss potenziellen Gewinnen immer auch die möglichen Verlustgefahren gegenüberstellen. Das hat für Banken mit Handelsabteilung auch Folgen fürs Jahresbudget. Bei der Festlegung von Jahreszielen sei «eine Balance zwischen Profitabilität und eingegangenen Risiken» herzustellen.

Das sind neue Töne aus Bern. «Ein wichtiger Aspekt ist, dass das Management eine Kultur schafft, die eine disziplinierte Durchführung von wirksamen Kontrollen fördert», begründet Finma-Sprecher Tobias Lux die neue Vorschrift. Anders gesagt: Jeder Händler muss in Zukunft wissen, dass ihm bei riskantem Verhalten auf die Finger gehauen wird. Ein Ex-Controller der UBS, der mit der Materie vertraut ist, erwartet jetzt «einige Skandale». Neu müssten die externen Revisoren im Rahmen ihres ordentlichen Auftrags oder anlässlich einer Schwerpunktprüfung der Finma Rechenschaft abliefern, ob ein Institut den neuen Anforderungen genüge. Zudem müssten verschiedene Handelsorganisationen und -systeme aufgerüstet werden, sagt der Ex-Controller.

Der Fall Adoboli werde im Rundschreiben «bewusst nicht kommentiert», schreibt die Finma. Sie werde zum Fall des Junior-Händlers nach Abschluss der laufenden Untersuchung separat informieren, sagt Lux. Die UBS hat ihre eigene Untersuchung laut einem Sprecher bereits abgeschlossen.


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