Offshorebanking: Neue Regeln

Bankenaufsicht erklärt die Weissgeldstrategie zur neuen Pflicht. SonntagsZeitung, 10. Oktober 2010

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) sieht im Offshorebanking, der wichtigsten Säule des Schweizer Finanzplatzes, erhebliche Rechtsrisiken. Jetzt gelangt sie mit Massnahmen an die Banken, um die offensichtlichen Gefahren zu bannen. «Noch im Oktober werden wir unsere Position zum grenzüberschreitenden Finanzdienstleistungsgeschäft darlegen», bestätigt Finma-Sprecher Tobias Lux. «Wir zeigen den beaufsichtigten Instituten mit dem Positionspapier auf, welchen Massstab wir bei unserer Aufsichtstätigkeit in Zukunft anlegen werden.»

Die zentrale Frage für die Finma lautet: Geht eine Bank im Offshorebanking übertriebene Risiken ein? Falls ja, sorgt sie für entsprechende Korrekturen.

Dass die Aufsicht beim Risikomanagement ansetzt, hat seinen Grund. Die Finma kann den unterstellten Banken die Einhaltung ausländischen Rechts formell nicht vorschreiben. Und dieses ist ausschlaggebend, wenn Schweizer Banker im Ausland Jagd auf vermögende Kunden machen.

Was im Finma-Positionspapier steht, lässt sich aus bisherigen Aussagen ableiten. «Jede Bank, die heute noch offensichtlich unversteuertes Geld annimmt, handelt grob fahrlässig», sagte Finma-Chef Patrick Raaflaub im Frühling. «Genauso wie jeder Kunde, der heute noch unversteuertes Geld in der zivilisierten Welt verstecken will, grob fahrlässig handelt.»

Über die Medien erklärte der oberste Bankenaufseher damals die Weissgeldstrategie zur neuen Pflicht. Das Positionspapier wird nun im Detail ausführen, wie weit die Banken bei ihren Kontrollen der anvertrauten Vermögen zu gehen haben. Als Maximalvariante wäre bei allen Neugeldanlagen eine Steuerbescheinigung der Kunden denkbar, wie dies Liechtenstein ab 2015 vorschreibt.

Das Offshore-Handbuch der CS wird zum Quasi-Standard

Dies ist offenbar nicht der Fall, glaubt Konrad Hummler, Partner der Sankt Galler Bank Wegelin und Präsident der Privatbankier-Vereinigung. «Der Finma-Risikoansatz ist richtig, weil im grenzüberschreitenden Bankgeschäft Gefahren lauern, die mit keiner generellen Regulierung aus der Welt geschafft werden können.» Vielmehr müssten die Risiken länder- und institutsspezifisch geregelt werden, wie das die Finma nun den beaufsichtigten Banken vorschreiben dürfte.

Zum Quasi-Standard wird vermutlich das Offshore-Handbuch der CS erhoben. Die Grossbank hat seit Jahren detaillierte Vorschriften für ihre Berater und deren Reisetätigkeit in Kraft.

Ebenfalls schon früh hat die CS ihr ausländisches Onshorenetz ausgebaut, um ausländische Privatkunden im eigenen Land zu betreuen. CEO Brady Dougan legte kürzlich hohe Renditen für den Bereich offen. 112 Basispunkte, entsprechend 1,12 Prozent Bruttoertrag auf die verwalteten Vermögen, verdiente die CS 2009 onshore. Offshore aus der Schweiz heraus waren es 117 Basispunkte. Die Margen in EU-Ländern, von wo aus Offshorekunden wegen Gesetzesverschärfungen am meisten Vermögen abziehen, liegen allerdings deutlich höher.

Vor dem Hintergrund der verschärften Offshoreregulierung erlebt das Schweizer Inlandgeschäft eine neue Blüte. Insbesondere das Segment der reichen Einzelkunden mit über 50 Millionen Franken verwalteten Geldern boomt. «Bei diesen Kunden wachsen wir sehr stark», sagte Rolf Bögli, Chef Private Banking Schweiz bei der CS, der Nachrichtenagentur Reuters vor Monatsfrist. 119 Basispunkte erzielte die CS in diesem Bereich.

Julius Bär eröffnet Filialen an Orten für Luxustourismus

Julius-Bär-CEO Boris Collardi erklärte den Heimmarkt zum wichtigsten Standbein. Die Aussichten im Schweizer Onshoregeschäft würden ihn «extrem bullish» machen, sagte Collardi kürzlich. Die Privatbank eröffnet zahlreiche Filialen an Luxus-Touristenorten.

Auch der Turnaround der UBS ist nur dann nachhaltig, wenn er in der Heimat gelingt. Derzeit frischt die Bank ihre 300 Filialen auf. Aber: Der Aufbruch erfolge unabhängig vom Offshorerückgang, sagt Sprecher Peter Hartmeier. «Das ist eine eigenständige Entscheidung, weil der Markt Schweiz das Herzstück von UBS bildet.»


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