«Raaflaubs Worte sind absolut verheerend»

Privatbankier-Präsident und Wegelin-Teilhaber Konrad Hummler über den Finma-Chef. SonntagsZeitung, 7. März 2010

Herr Hummler, für Patrick Raaflaub, Chef Bankenaufsicht Finma, handelt grob fahrlässig, wer als Banker heute noch Schwarzgeld akzeptiert. Stehen Sie mit einem Fuss im Gefängnis?

Das einzig Fahrlässige ist, was Herr Raaflaub da sagt. Wir Schweizer Bankiers haben keinerlei Verpflichtung, den Steuerstatus unserer Kunden – In- oder Ausländer – zu überprüfen. Jetzt haben wir den Schaden: Wegen seiner Position entfalten Raaflaubs Worte praktisch Gesetzeswirkung. Das ist absolut verheerend.

Warum?

Weil der Finma-Chef implizit ausdrückt, dass das bisher gepflegte Offshore-Geschäftsmodell der Schweizer Banken fahrlässig war. Raaflaub leistet der Idee jener ausländischen Behörden Vorschub, die besagt, dass wir Schweizer Banker alle kriminell waren. Das Geschäft mit steuerhinterzogenen Vermögen wurde von Swiss Banking aggressiv betrieben. Das sei ein enormes Risiko für die Banken geworden, argumentiert die Finma. Ein absolutes Scheinargument.Wir sind von der Aufsicht her verpflichtet, die Risiken richtig einzuschätzen. Dazu gehört, dass wir die Schweizer Gesetze korrekt einhalten. Das haben wir getan.Unser Recht verlangte keine Fragen zum Steuerstatus des Kunden. Jetzt kann die Finma nicht kommen und in der Schweiz ausländisches Gesetz durchsetzen.

Was glauben Sie, bezweckt die Finanzmarktaufsicht?

Zuerst einmal verstärkt sie die Kakofonie in der Politik. Und zwar ausgerechnet jetzt, da sich der Bundesrat auf eine proaktive Strategie geeinigt hat. Damit gibt sie unnötig Terrain gegenüber dem Ausland preis. Zweitens soll sich die Finma an ihren Auftrag halten. Will sie die Aufsicht ausbauen, muss sie Schweizer Gesetze anpassen.

Sie haben angeblich auch nach Ausbruch des US-Steuerstreits amerikanische Kunden der UBS akzeptiert. Das war riskant. Steigen Sie deshalb auf die Barrikaden?

Es ist allgemein bekannt, dass nach amerikanischem Recht völlig unklar ist, wer eine «steuerpflichtige US-Person» ist. Keine Bank kann deshalb von sich behaupten, keine amerikanischen Kunden mehr zu akzeptieren.

Aber wo liegen dann eigentlich die Risiken?

Als Bank laufen wir einzig Gefahr, dass wir im Rahmen von Amtshilfe Auskünfte über unsere Kunden erteilen müssen. Amtshilfe, durch die Behörden im schweizerischen Rechtsrahmen vorgenommen, generiert keine spezifischen Risiken für die Bank, sondern gegebenenfalls für die Kunden. Die Behauptung eines speziellen operationellen Risikos für die Bank ist eine reine Schimäre der Finma.


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