Iran & Co.: CS hat Ausstieg verschleppt

Urs Rohner in anderem Licht. SonntagsZeitung, 20. Dezember 2009

Die Credit Suisse muss 536 Millionen Dollar Busse zahlen wegen illegaler Praktiken mit Staaten, die von den USA mit Sanktionen belegt sind – eine der höchsten Strafen der Wirtschaftsgeschichte. Der designierte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner , 50, habe die CS vor Schlimmerem bewahrt, schrieb der «Blick». Die Realität sieht anders aus. Rohner als damaliger oberster Rechtsverantwortlicher hatte es in der Hand, die Angelegenheit rasch zu lösen. Doch entweder handelte er zu zögerlich, oder er konnte sich intern nicht durchsetzen.

Die Geschäfte mit dem Iran, Syrien und anderen auf einer schwarzen Liste der USA stehenden Ländern blühten bei der CS, als Rohner im Sommer 2004 seine Stelle in der Konzernleitung antrat. Die Spezialisten fälschten systematisch die Zahlungsanweisungen der sanktionierten Banken im globalen Überweisungsprogramm Swift. Der Betrug war offensichtlich und seit Jahren toleriert und brachte stolze Gewinne.

Anderthalb Jahre nach Rohners Amtsantritt, am 20. Dezember 2005, beschloss die CS-Konzernleitung unter dem damaligen Chef Oswald Grübel, innert eines Jahres alle Geschäfte mit den verpönten Staaten aufzugeben oder massiv einzuschränken.

Es verging ein ganzes Jahr bis zur umfassenden Untersuchung

Mit dem juristischen Thema stand Rohner vor seiner Bewährungsprobe. Doch der einstige Wirt- schaftsanwalt und Chef von Sat 1 packte das heisse Eisen zögerlich an. Erst im März 2006 initiierte er eine interne Prüfung, danach verging nochmals ein ganzes Jahr, bis der Chefjurist im März 2007 eine «intensive und umfassende interne Untersuchung» auslöste, wie aus US-Unterlagen hervorgeht.

Da waren die US-Strafverfolger den Schweizern bereits auf den Fersen. Es verstrichen weitere Monate, bis die CS-Spitze im Oktober 2007 den definitiven Ausstieg aus dem riskanten Geschäft beschloss – fast zwei Jahre nach dem ursprünglichen Entscheid. Alle Iran-Beziehungen aufgehoben hat die CS erst Mitte 2008.

Die Aufsichtsbehörde Finma wollte sich zur Frage nicht äussern, ob Gewährsträger wie der ab 2011 amtierende Präsident Rohner zu zögerlich agierten. «Entscheidend ist, dass die CS zukünftig alle Gesetze einhält», sagte Sprecher Alain Bichsel. Ein CS-Sprecher verwies auf die von den USA gewürdigte Kooperation der Bankverantwortlichen.


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