Hildebrand holte Boni-Experten nach Zürich

Die Schweiz setzt Zeichen in der Boni-Debatte: Eine hoch- karätige Arbeitsgruppe um Philipp Hildebrand hat in Zürich neue Boni-Regeln für das G20-Treffen erarbeitet. Handelszeitung, 23. September 2009

Die Beschränkung von Boni in der Finanzindustrie wird ein zentrales Thema am Treffen der Regierungschefs der 20 wichtigsten Volkswirtschaften sein. Das G20-Treffen beginnt am Donnerstag im US-Industriestaat Pennsylvania. Entscheidende Vorarbeit dafür leisteten der designierte Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand und eine von ihm geführte Arbeitsgruppe des Financial Stabilty Boards (FSB). Im FSB legen Regulatoren, Regierungsvertreter und Zentralbanker der grössten Finanzmärkte globale Regeln zur Zähmung der Bankenwelt fest.

Hildebrand lud das hochkarätige Gremium vergangenen Mittwoch für eine zweitägige Sitzung nach Zürich. Dies, nachdem einige G20-Leader konkrete Vorschläge für den Pittsburgh-Gipfel gefordert hatten. Deren Ziel lautet, verbindliche Lohnbeschränkungen bei systemrelevanten Banken zu verabschieden. Die Einberufung der Arbeitsgruppe wurde vergangenen Freitag an einer Tagung des Europa-Instituts an der Universität Zürich publik. Eva Hüpkes von der Finanzmarktaufsicht Finma, die ebenfalls zum gut 70-köpfigen FSB gehört, erwähnte das Treffen in ihrem Referat. Ein SNB-Sprecher wollte das Treffen nicht bestätigen, sagte jedoch, dass die von Hildebrand präsidierte Arbeitsgruppe ihre Arbeit weiterführe.

Sarkozy fordert klare Regeln

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy machte sich jüngst für eine konkrete Boni-Beschränkung stark. Er forderte eine Zurückbehaltung der Auszahlung über mehrere Jahre. Bisher gescheut vor harten Auflagen hat sich US-Präsident Barack Obama.

Ob sich Europäer und Amerikaner auf der Basis von Hildebrands Vorschlägen finden können, wird sich weisen. Am G20-Gipfel in London im April hatte die Hildebrand-Gruppe nur Grundsätzliches verabschiedet. Sie schlug unter anderem vor, die Boni zur Chefsache zu machen und sie von den Regulatoren regelmässig überprüfen zu lassen. Hingegen lehnte sie es ab, bestimmte Formen oder Höhen individueller Entschädigungen vorzugeben. «Eine Grösse für alles gibt es nicht – Finanzhäuser unterscheiden sich in Zielen, Tätigkeit und Kultur, genau wie die Jobs innerhalb eines Unternehmens verschieden sind», hielt das Gremium damals fest.

Nun könnte der Vorschlag des holländischen Finanzministers Aufwind gewinnen, der ein maximales Verhältnis zwischen Fixlohn und variablem Bonus vorschlägt. In die gleiche Richtung zielt Dominique Biedermann, Chef der Anlagestiftung Ethos, die am Donnerstag die Rangliste mit den Top-Managerlöhnen präsentieren wird. «Kaspar Villiger wollte das Thema Löhne und Boni für die UBS entschärfen», sagte Biedermann. «Doch dafür ist es zu früh. Wir werden auch bei der UBS weiterhin auf eine Beschränkung von dem variablen Lohnanteil gegenüber dem fixen Lohn hinarbeiten.»


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