Grübel  macht kurzen  Prozess

Der UBS-CEO stellt Offshore-Manager frei – und stellt US-Kunden Ultimatum. SonntagsZeitung, 22. März 2009

Letzten Montag machte Oswald Grübel kurzen Prozess . Die einstigen Vorgesetzten des US-Offshore-Geschäfts, das der Schweizer Grossbank in Übersee beinahe eine Anklage als kriminelle Organisation beschert hätte, wurden per sofort freigestellt. Abfindungen erhalten sie keine, lediglich die vertraglich zugesicherten sechs Monatslöhne werden ausbezahlt. Grübel soll die Entlassungen nicht begründet haben, sagt ein mit der Angelegenheit Vertrauter. Grübels Credo laute Nulltoleranz: Wer oben in der Hierarchie in diesem Geschäft stand, muss weg.

Was mit den zahlreichen übrigen Managern und Mitarbeitern des einstigen US-Geschäfts passiert, ist unklar. Offenbar fanden diese Woche Gespräche mit über 20 Kundenberatern, Rechtsspezialisten und Managern mittleren Ranges statt; weitere Kündigungen sollen erfolgt sein. Ein UBS-Pressesprecher wollte die Kündigungen von dieser Woche nicht kommentieren.

Auch an der Kundenfront will Grübel offenbar einen Schlussstrich unter die US-Steueraffäre ziehen. Laut der UBS-Quelle würden derzeit Tausende von amerikanischen Kunden, die immer noch unversteuerte Vermögen auf UBS-Konti in der Schweiz hielten, schriftlich aufgefordert, die Bank innert 45 Tagen zu verlassen. Wer bis dann keine neue Bankbeziehung angebe, erhalte den Gegenwert der verkauften Wertpapiere und seinen Cash-Bestand per Check ausgehändigt.

Vom Vorgehen sind Tausende von US-Kunden betroffen. Per Ende September 2008 hatte die Bank 47 000 Konti mit nicht deklarierten US-Vermögen geführt, von denen inzwischen 14 000 aufgelöst worden seien. Möglicherweise will Grübel sogar die Geschäftsbeziehungen zu Amerikanern auflösen, die ausserhalb der USA leben und nur Cash auf dem Konto halten. In diese Kategorie fielen per Herbst 2008 17 000 Konti.

Grosses IT-Projekt gestoppt, weil das Business fehlt

Derweil schlägt UBS-Chef Oswald Grübel auf der Suche nach Kosteneinsparungen ein hohes Tempo an. Einen grossen Kostenblock stellt die Informatik dar. Zahlreiche Projekte werden derzeit überprüft oder gestoppt. Am Donnerstag teilte der IT-Leiter der weltweiten Vermögensverwaltung, Rolf Olmesdahl, in einer E-Mail an die Mitarbeiter mit, dass er das Projekt «Leveraging SSP» gestoppt habe. Für 80 Millionen Franken hätte die UBS-Kernbankensoftware in Singapur aufgebaut werden sollen, 30 Millionen davon wurden offenbar schon verbaut. Begründet wird der Entscheid mit dem Rückgang der Geschäfte in der Region Asien–Pazifik. Das Geschäftsumfeld habe sich «fundamental verändert», schreibt er weiter.

Zudem will Grübel offenbar viel mehr Stabsleute und Vorgesetzte abbauen, als innerhalb der Bank bis vor kurzem vermutet wurde. Beispielsweise würden von rund 200 Strategieentwicklern innerhalb der Vermögensverwaltung nur noch 20 eine Jobofferte erhalten, sagt ein Insider. Diesen würden deutlich höhere Fixsaläre offeriert. Der Aufbau solcher Stabsstellen war in den guten Jahren erfolgt, als jeder Bereich innerhalb der Vermögensverwaltung – Private Banking, Schweizer Retail- und Kommerzgeschäft, weltweites Onshore-Geschäft – eigene Querschnittfunktionen kreierte. Eine UBS-Sprecherin wollte das radikale Vorgehen nicht bestätigten, sondern verwies auf Aussagen von Ex-CEO Marcel Rohner an der Jahrespressekonferenz von Februar. Rohner sagte damals, dass nochmals 600 bis 800 Stellen in der Schweiz gestrichen würden.

Letzte Woche berichtete die SonntagsZeitung, dass die UBS einen Abbau von 3000 bis 5000 Kader- und Stabsstellen ins Auge fasse.


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