Gefährdet: Welche Köpfe bei den beiden Grossbanken rollen könnten

Bei der UBS scheint Präsident Peter Kurer angezählt. In seinen neun Monaten als oberster Kopf ist es ihm nicht gelungen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. So wiegte er an der GV vom 2. Oktober 2008 die Aktionäre in falscher Sicherheit. Nur 14 Tage später musste er eine Rettungsaktion von Bund und Nationalbank bekannt geben. Handelszeitung, 4. Februar 2009
Als später publik wurde, dass die UBS-Führung bereits damals auf der Suche nach neuen Eigenkapitalgebern war, litt Kurers Glaubwürdigkeit erst recht. Hinzu kommt seine Handhabung des heiklen Bonusthemas. Obwohl der Staat der UBS unter die Arme griff, wollte er zweistellige Millionenboni nicht ausschliessen. Und als vor Wochenfrist bekannt wurde, dass die UBS nach geschätzten 20 Mrd Fr. Verlust für 2008 rund 2 Mrd Fr. Boni auszahlen will, argumentierte Jurist Kurer mit dem Arbeitsrecht. Dass die Steuerzahler das Finanzsystem stützen, aber keine Boni für UBS-Banker zahlen wollen, leuchtete Kurer lange nicht ein.

Die Nummer zwei im UBS-Konzern ist ebenfalls angeschlagen. Marcel Rohner hat sich in letzter Zeit zwar weniger in die Nesseln gesetzt, doch wie Kurer ist auch er ein Mann der Vergangenheit. Rohner leitete ab 2002 die weltweite Vermögensverwaltung und trug damit die oberste Verantwortung für jene Sparte, die seit Monaten von den US-Behörden attackiert wird. Jahrelang sollen UBS-Kundenberater ihre vermögende US-Klientel widerrechtlich beraten und bei einigen sogar mitgeholfen haben, Steuern zu umgehen. Bereits wurde Rohners zweiter Mann in der Vermögensverwaltung, Raoul Weil, in den Staaten angeklagt und gilt dort als Flüchtiger.

Die Bedrohungslage für die obersten Köpfe der Credit Suisse sieht auf den ersten Blick harmlos aus. Präsident Walter Kielholz handelte sich im Sommer Ärger ein, als er gegen die geplanten verschärften Eigenmittelvorschriften wetterte. Das Thema war angesichts der massiven Krise aber rasch vom Tisch. Auch der Verlust von geschätzten 6 Mrd Fr. der CS dürfte Kielholz kaum ernsthaft schaden.

Doch der Spielraum von Kielholz könnte bald eng werden. Die CS wurde nach anfänglichem Geschick und Glück in der Subprime-Krise offenbar übermütig und verlor gemäss Insidern im Oktober gut 4 Mrd Fr. durch Fehlspekulationen. Bei der Swiss Re, wo Kielholz VR-Delegierter ist, verhagelt der Abstecher ins Investment Banking das Ergebnis.

Vorläufig verteidigt Kielholz das oberste Management von CS und Swiss Re. Sollte der Druck steigen, könnte der Zürcher aber die Konzernchefs Jacques Aigrain und Brady Dougan als Schuldige opfern und mit frischen Köpfen eine neue Ära einleiten.


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