UBS und CS haben die Kurve gekriegt

Eine Staatsbeteiligung sei für UBS und CS wohl vom Tisch, sagen Bankier Konrad Hummler und Professor Maurice Pedergnana. Bei der UBS könne man hier von purem Glück sprechen. In der Vermögensverwaltung reden beide Grossbanken derweil bereits wieder von Aufbruch. Handelszeitung, 15. Oktober 2008

Bei seinem Besuch in der Lausanner Wegelin-Filiale vom Dienstag konnte Partner Konrad Hummler auf Fragen seiner Mitarbeiter eingehen. Was bedeutet das Rettungspaket für den Schweizer Finanzplatz, für die beiden gebeutelten Grossbanken, für Privatbanken wie Wegelin?

Vor allem das Schicksal von CS und UBS, die den Finanzplatz prägen und bisher ohne Staatskrücke über die Runden gekommen sind, interessiert. «Wenn die Schweiz Glück hat, dann muss sie nicht im gleichen Stil nachziehen», sagt der Bankier im Gespräch mit der «Handelszeitung». «Das wäre pures Glück.»

Das Finanzdepartement deutet an, dass die Schweizer Behörden zum Schluss gekommen sind, auf eine Rettungsaktion ihrer Grossbanken vorerst verzichten zu können. «Momentan sieht die Lage im Schweizer Finanzsystem stabil aus», sagt Sprecher Roland Meier. «Keine wichtige Bank befindet sich heute in Schieflage.» Andernfalls stünde der Bund mit Massnahmen bereit. Eine Möglichkeit, die unter Investoren herumgereicht wird, ist eine Zwangs-Fusionierung der UBS mit der CS. Bei einem erneuten Einbruch der UBS-Aktien an der Börse würde das spektakuläre Szenario wohl an Bedeutung gewinnen.

Derzeit signalisiert der Markt etwas anderes. CS und UBS gehörten seit Wochenbeginn zu den am stärksten gesuchten Titeln. Die UBS scheint vorerst gerettet.

Bankenkommissions-Sprecher Alain Bichsel bestätigt die ausreichende Kapitaldecke der beiden Grossbanken. «Wenn eine Bank in der Schweiz den verlangten Puffer beim Eigenkapital nicht mehr vorweisen kann, greifen wir ein», sagt Bichsel. «Das müssen wir derzeit nicht tun.»

UBS bestätigt Gewinnprognose

UBS-Sprecher Christoph Meier verweist ebenfalls auf die hohe Kapitalisierung seiner Bank. Die sogenannte Kernkapitalquote liegt über 11%, während dieser Puffer bei englischen und italienischen Banken teilweise rund 6% beträgt. «Seit Ausbruch der Krise haben wir viel unternommen», sagt Meier. Und fährt fort: «Wir können an unserer Aussage von Anfang Oktober festhalten, im 3. Quartal einen leichten Gewinn erzielt zu haben.»

Laut Maurice Pedergnana, Professor der Fachhochschule Zentralschweiz und Verwaltungsrat der Zürcher Kantonalbank, ist die Rettung der UBS aber nicht allein auf eine schnelle Reaktion nach Ausbruch der Krise zurückzuführen, sondern auch eine Folge des unterschiedlichen Reportings. «Die Bank publizierte die Quartalsergebnisse einen Monat früher als die meisten anderen betroffenen Institute und war damit in der Kaskade der negativen Meldungen früher dran», sagt Pedergnana. Damit habe die UBS rechtzeitig privates Kapital auftreiben können.

Nachdem die beiden Grossbanken die Kurve gekriegt hätten, sehe die Zukunft rosig aus, ist Pedergnana überzeugt. «Der Schweizer Finanzplatz profitiert in extremis von den Massnahmen rund um sie herum.» Das Land müsse weniger Kapital aufwerfen als beispielsweise die deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. «In ein paar Jahren könnten wir mit unserem Franken und der Swissness im Banking einmal mehr als Qualitätslabel dastehen», sagt Pedergnana.

Für Wegelin-Bankier Konrad Hummler ist das Problem des aufgeblähten Finanzsektors und der überholten Strukturen mit dem staatlichen Milliarden-Rettungsnetz noch lange nicht gelöst. Nun würden Staatsmanager das Steuer übernehmen, die «nicht besser für die Aufgabe geeignet» seien.

Auch Professor Pedergnana sieht Folgeschäden einer global verstaatlichten Finanzindustrie. «Erinnern wir uns an Fannie Mae und Freddie Mac oder die deutsche IKB, da kam es unter staatlicher Oberaufsicht zu gefährlichen Auswüchsen.» Bereits jetzt gebe es nicht mehr genügend private Investmentbanken, weshalb in diesem Geschäft der Wettbewerb zu versagen drohe.

CS will in den USA wachsen

Das dürfte die UBS derzeit wenig kümmern. Sie will sich auf die weltweite Vermögensverwaltung konzentrieren und das Investment Banking als reines Servicegeschäft betreiben, um keine hohen Spekulationsverluste mehr zu riskieren (siehe «Nachgefragt»).

Auch die Credit Suisse ist im Vorwärtsgang. An der Merrill-Lynch-Tagung von vergangener Woche versprach sie einen Ausbau der Kundenberater bis 2010 auf 4100, fast ein Drittel mehr als letztes Jahr. Neben der Beratung der bestehenden Klientel steht die Akquisition im Vordergrund.

Die CS zieht es statt nach Osten in den Westen. Ausgerechnet im gebeutelten Finanzmarkt USA wittert ihr CEO Brady Dougan Wachstumschancen. Seine Bank könnte auf Kosten der angeschlagenen Konkurrenz Marktanteile gewinnen.

«Das Private Banking ist nach wie vor der Wachstumsmotor des Bankenwesens», ist auch Analyst Rainer Skierka von Sarasin überzeugt. Vor allem in Osteuropa und Asien gebe es neue Vermögende. «Dennoch wird das Wachstum vorübergehend noch auf einem geringeren Niveau verharren», so Skierka. Die Finanzkrise bedeute für viele Kunden grosse Wertverminderungen.

Der forsche Expansionskurs ist umstritten. So kann das Vermögenswachstum in den USA nicht mit demjenigen in den aufstrebenden Märkten mithalten. Zudem hält Christof Reichmuth, CEO von der Luzerner Privatbank Reichmuth, fest: «Die hiesigen Grossbanken müssen noch immer ihre Bilanzen herunterfahren, was nicht viel Raum übrig lässt, um grosse Akquisitionen zu tätigen.»


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