Raiffeisen und ZKB : Streit wegen Kreditbank Cashgate

Fragwürdige Geschäfte: Zürcher sollen Verluste verschuldet haben. SonntagsZeitung, 9. November 2008

Ein «Deal unter Freunden» gibt Anlass zu Streit. Die einstige ZKB – Konsumkredittochter Cashgate sitzt auf faulen Krediten in Millionenhöhe. Den Schaden trägt aber nicht die Zürcher Kantonalbank ( ZKB ), sondern die Aduno-Gruppe, die Cashgate im Dezember 2007 für geschätzte 50 Millionen Franken übernommen hatte.

Aduno wickelt mit 600 Mitarbeitern das Kleinkredit- und Kreditkartengeschäft für die dritte Kraft im Schweizer Bankwesen ab: die Kantonal- und Regionalbanken und die Raiffeisen-Gruppe. Aduno gehört zu 19 Prozent der Raiffeisen, zu 14 Prozent der ZKB .

Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz, der auch den Aduno-Verwaltungsrat präsidiert, wirft der Partnerin ZKB unprofessionelles Geschäften vor. «Die ZKB arbeitete bei Cashgate stark mit externen Kreditvermittlern», bestätigt Vincenz den Konflikt gegenüber der SonntagsZeitung. «Darunter befanden sich auch solche mit fragwürdigen Geschäftsmethoden. Die Folge sind Verluste, die aufs Konto der ZKB gehen und für welche die Bank eigentlich geradestehen sollte.»

Am nächsten Donnerstag berät der Aduno-VR an einer ausserordentlichen Sitzung über Cashgate . Die ZKB soll die Hälfte des Verkaufserlöses zurückerstatten, sagt ein Kenner der Streitfalls. «Hätte die ZKB beim Verkauf im Dezember auf das Problem mit den externen Kreditvermittlern hingewiesen, hätte Cashgate die Altlast sofort bereinigen können, statt mit diesen luschen Kreisen noch ein paar Monate länger zu arbeiten», sagt der Bankmanager, der nur anonym Auskunft gibt.

Verdacht auf kriminelle Machenschaften

In der Kritik steht ZKB -CEO Martin Scholl, der die grösste Schweizer Kantonalbank seit anderthalb Jahren leitet. Jetzt steht er vor einem ersten Härtetest. Bis zum Verkauf von Cashgate war Scholl deren VR-Präsident und damit verantwortlich für ein korrektes Geschäftsgebaren der Kleinkredittochter. Scholl verweigerte einen Kommentar zu Cashgate und zum Streit mit Partnerin Raiffeisen.

Unter dem damaligen CEO Marc Bachmann soll Cashgate «Volumen gebolzt» und auch mit Kreditvermittlern vom Balkan zusammengearbeitet haben, die von der Polizei krimineller Machenschaften verdächtigt würden, sagt der Insider. Er verweist auf anonyme Schreiben, die an den heutigen Cashgate -CEO und Nachfolger Bachmanns, Beat Stocker, adressiert sind.

In einem Brief von Ende September ist die Rede von «Kommissionen bei den Kreditnehmern einziehen» und «Kreditnehmer zur Kreditaufnahme nötigen». Der Absender versprach, die Presse einzuschalten. Ein zweites Schreiben folgte einen Monat später. «Die Firma Cashgate respektive einzelne ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben in der vergangen Zeit Konsumkredite dazu benutzt, sich persönlich zu bereichern», heisst es darin. Den Schaden trügen die Kreditnehmer und Cashgate , die «das Geld unter dubiosen Umständen ausbezahlt hat und wahrscheinlich nicht zurückbekommt».

Trennen sich Raiffeisen und ZKB , ist niemandem geholfen

Aduno-CEO Beat Stocker will den Konflikt vor Ablauf der einjährigen Übergangszeit seit Vertragsunterzeichnung mit der ZKB beenden. «Wir haben eine Auseinandersetzung und wollen diese bis Ende Jahr lösen.» Beide Seiten sollen laut Stocker eine faire Chance auf einen Kompromiss erhalten. Aber: «Im schlimmsten Fall müssten wir den Rechtsweg beschreiten.»

Stocker will Cashgate zu einer verlässlichen und sauber geschäftenden Kleinkreditpartnerin machen. Cashgate ist mit 80 Mitarbeitern und 10 Prozent Marktanteil die Nummer drei in der Schweiz, hinter der CS-Tochter Bank Now mit 20 Prozent und der GE Money Bank mit über 40 Prozent. Zerbricht die Partnerschaft zwischen ZKB und Raiffeisen am Fall Cashgate , gäbe es vor allem Verlierer.


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