Kundendaten der UBS bald in den USA

Bern will Dossiers an US-Fiskus ausliefern. SonntagsZeitung, 26. Oktober 2008

EU-Spitzenpolitiker bliesen diese Woche zum Sturm auf das Schweizer Bankgeheimnis. Die US-Behörden können sich solchen Kampflärm sparen. Sie haben das Bankgeheimnis geknackt.

So jedenfalls sieht es der Zürcher Banker eines amerikanischen UBS-Kunden, dessen Konto- und Depotdaten bald beim US-Fiskus landen könnten. Das Gleiche blüht bis zu 250 amerikanischen UBS-Kunden. Die Bank hat den Betroffenen vor wenigen Tagen einen Entscheid der Eidgenössischen Steuerverwaltung (EStV) mitgeteilt, wonach sie gegen geltendes Recht verstossen hätten. Weil Bern das Vergehen als Steuerbetrug betrachte, werde das Bankgeheimnis aufgehoben, sagt der Insider. Ohne Rekurs innert 30 Tagen schickt Bern die Daten nach Washington. Ein EStV-Sprecher wollte keinen Kommentar abgeben.

Bis Ende Jahr will die UBS die US-Offshore-Kunden los sein

Schon früher bekannt wurde, dass die UBS den betroffenen UBS-Kunden den Zugriff auf ihr Vermögen verweigert. Eine interne Untersuchung der Bank hatte ergeben, dass bis zu 250 Kunden mit Hilfe ihrer UBS-Berater Strukturen in Offshore-Ländern aufgebaut hatten, die gegen Abmachungen mit den US-Behörden verstiessen. Den Fall ins Rollen gebracht hatte der einstige UBS-Kundenberater Bradley Birkenfeld, der vor einem US-Gericht eingestand, trotz Verbot US-Aktien für seine Kunden erworben zu haben. Das sogenannte Qualified-Intermediary-Abkommen der UBS mit den USA untersagte dies. Birkenfeld muss mit einer Gefängnisstrafe rechnen.

Auch die UBS kommt nicht ungeschoren davon. Im Juli gestand sie an einem Hearing mit US-Senatoren Fehler ein und verkündete einen Rückzug aus dem US-Offshore-Geschäft. Die Grossbank verlangte darauf von gegen 20 000 US-Kunden, die ihr Vermögen in der Schweiz verwalten liessen, einen Wechsel zu einer US-lizenzierten UBS-Tochtergesellschaft oder zu einer Drittbank.

Ein UBS-Sprecher wollte das Schreiben an die maximal 250 betroffenen Kunden nicht bestätigen. Aus Finanzkreisen ist zu vernehmen, dass die UBS möglichst alle amerikanischen Offshore-Kunden bis Ende Jahr «entsorgt» haben will. Die Betroffenen hätten 30 Tage Zeit erhalten, eine neue Bankbeziehung anzugeben. Andernfalls würden Aktien und Obligationen trotz tiefen Kursen an den Märkten verkauft und den Kunden der Erlös zusammen mit dem Bargeldbestand per Check ausgehändigt.


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