Der Financier hinter dem neuen Flughafen-Hotel

Ab dem 1. August empfängt das neue Radisson-Hotel Gäste. Dabei war lange nicht klar, ob der Bau zustande kommt. Das Projekt gerettet hat ein stiller Mann im Hintergrund. Handelszeitung, 30. Juli 2008

Jahrelang wartete Zürich auf ein eigenes Airport-Hotel – vor drei Jahren dann stand zwar das Konzept, doch weil Investoren kurzfristig absagten, drohte es in der Schublade zu verschwinden. Dass das Flughafen-Hotel doch noch realisiert wurde und ab Freitag die ersten Gäste empfängt, liegt an Klaus Bender.

Wie ein Raubvogel hat sich der 60-jährige Rechtsanwalt mit seiner Firma Acron – griechisch für «die Spitze» – auf das 150-Mio-Fr.-Hotelprojekt gestürzt. Nach nur vier Wochen Prüfung übernahm die Firma die Finanzierung für den 4-Sterne-Hotelbau mit direktem Terminalzugang.
Kubus mit 330 Zimmern

«Entscheidend war die Übernahme der Swiss durch die Lufthansa. Da sagte mir mein Gefühl: Jetzt müssen wir einsteigen», meint Acron -Besitzer Bender im Gespräch mit der «Handelszeitung».

Anderthalb Jahre später verkaufte der Investor sämtliche Anteile an der eigens gegründeten AG der britischen Hotel-Investorin London & Regional, in deren Auftrag Acron das Engagement verwaltet. Pünktlich nahm Bender Anfang Juli von Bauunternehmerin Karl Steiner die Hausschlüssel in Empfang. Ab Freitag wird das neue Radisson SAS mit 330 Zimmern für durchschnittlich 250 Fr. pro Zimmer locken.

In der Branche geniesst der Unternehmer Respekt. «Klaus Bender ist eine sehr aktive Persönlichkeit mit einem Bauchgefühl für spezielle Situationen», sagt Felix Hauser, der für die schwedische Radisson-Besitzerin Rezidor die Märkte Schweiz und Italien leitet.

Bender gründete 1981, damals erst 33 Jahre alt, in Düsseldorf sein Unternehmen. Vier Jahre später begleitete er einen Klienten für einen Immobiliendeal nach Kalifornien. Da machte es Klick: Geschäftsliegenschaften in den USA an Top-Lagen haben Potenzial, dachte er sich.

Was als Kurztrip gedacht war, wurde zum Start einer eindrücklichen Erfolgsstory. Benders Acron begann, Immobilienprojekte in Nordamerika zu finanzieren, vor allem im boomenden Texas und in Oklahoma.

Bender ging immer gleich vor: Für jedes erworbene Einkaufscenter oder Bürogebäude gründete seine Acron eine Aktiengesellschaft, an der sich Investoren beteiligen konnten.

Mal waren es hunderte, die sich beteiligten, mal nur einer. Benders Versprechen lautete, mit der Immobilie anständige Renditen zu erzielen und sie im richtigen Moment gewinnbringend zu verkaufen.

Mit Jahreserträgen von 5% und mehr löste er sein Versprechen ein. 1997, als dank der Lex Koller auch Schweizer Geschäftsliegenschaften ins Ausland verkauft werden durften, war Bender bereit für den nächsten Schritt.

Den Einstieg in die Schweiz stellte er sich leichter als in den USA vor, schliesslich lag die Schweiz ja nah. Doch er biss auf Granit. «Die Schweiz war Neuland. Wer hätte gedacht, dass es Dinge wie interkantonale Steuerausscheidungen gibt», erinnert sich Bender. Zwei Jahre habe er gebraucht, bis er die Finessen des helvetischen Föderalismus begriffen habe.

Breites Portfolio aufgebaut

Ab dem Jahr 2000 erhöhte Bender die Schlagzahl in der Schweiz. Acron investierte 24 Mio Fr. in das Lufthansa-Catering im Zürcher Flughafenort Rümlang.

2005 übernahm er neben dem Airport-Hotel-Projekt auch das Steigenberger Hotel in Saanen-Gstaad für 28 Mio Fr. sowie ein Bürohaus in Bern für 27 Mio Fr. 2007 finanzierte Acron für 74 Mio Fr. eine Geschäftsüberbauung in Solothurn.

Hinzu kommen 31 Investments in den USA, von denen bisher 18 wieder verkauft wurden. Der Gesamtwert der Transaktionen liegt bei einer halben Milliarde Franken. 2007 erzielte Acron einen Umsatz von 39 Mio Fr.
Box: Er kaufte auch Gstaader Steigenberger Hotel

Der deutsche Rechtsanwalt Klaus Bender (60) gründete 1981 Acron mit Sitz in Düsseldorf. Seit 1988 erwirbt Acron Geschäftsliegenschaften an ausgewählten Orten in den USA, vor allem in Tulsa/Oklahoma und Dallas/Texas. Acron gründet jeweils pro Objekt eine AG und offeriert ausgewählten Investoren Anteile daran. Acron beschäftigt in den Märkten Deutschland, der Schweiz und den USA 45 Angestellte. Die schlanke Struktur ist dank Einkauf von diversen Serviceleistungen möglich.

Schweiz-Geschäft Vor acht Jahren stiess Acron in die Schweiz vor. Neben der Wertbeständigkeit bot sich der Franken als Diversifikation an. Acron erwarb unter anderem das Steigenberger Hotel in Saanen-Gstaad und das neue Zürcher Airport-Hotel Radisson.

Familie Die Nachfolge von Klaus Bender (Bild) dürfte geregelt sein: Seine drei Kinder sind alle operativ für Acron tätig. Kai Bender (34) kümmert sich um die US-Investments, Peer Bender (32) leitet das einstige Mutterhaus in Düsseldorf. Dort führt Tochter Kristina (29) das Marketinggeschäft.


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