«Logitech ist bereit für grössere Akquisitionen»

CEO Gerald P. Quindlen sieht viel Raum für Wachstum. (SonntagsZeitung, 2. März 2008)

Ihr Vorgänger Guerrino De Luca hat den Logitech-Umsatz neun Jahre lang ununterbrochen um zehn und mehr Prozent gesteigert. Macht Ihnen diese Vorgabe Angst?

Angst nicht, aber Guerrinos Leistung ist beeindruckend, keine Frage. Ich stand kürzlich vor unseren Mitarbeitern an einem Podiumsgespräch und verwies auf Pepsi, die Softdrinkherstellerin. Die ist in den letzten 42 Jahren im Schnitt um 13 Prozent gewachsen. Ich sagte unseren Leuten: «Wachstum beginnt mit der richtigen Einstellung im Kopf!» Mit zwei Milliarden Dollar Umsatz bleibt ja noch viel Raum nach oben.

Sie stiessen vor gut zwei Jahren vom Filmgiganten Kodak zu Logitech. Hatte Ihnen der damalige CEO De Luca seine Nachfolge versprochen?

Eine Garantie gab er mir nicht, sagte aber, dass er nicht länger als zehn Jahre operativer Chef bleiben möchte. Entscheiden würde der VR, der mich wegen meines Profils als Kandidaten prüfen würde. Wechseln wollte ich so oder so.

Bei Kodak verantworteten Sie sieben Milliarden Dollar Umsatz, jetzt ist es noch nicht einmal ein Drittel davon. Warum sind Sie nicht beim US-Multi geblieben?

Bei Kodak stand ich zwar einem grossen Bereich vor, bewegen konnte ich deswegen aber niemals so viel wie bei Logitech. Ich war ein Corporate Officer, wie man so schön sagt, mit wenig Einfluss auf die Unternehmenskultur und ohne direkten Draht zu den Investoren. Bei Logitech war ich von Beginn weg einer von wenigen Köpfen im Topmanagement und konnte direkt mithelfen, die Zukunft der Firma zu gestalten.

Logitech hat unter Ihrem Vorgänger De Luca den Umsatz von 400 Millionen Dollar verfünffacht. Wachstum ist Trumpf. Was planen Sie?

Unsere Strategie hat vier Punkte. Im Zentrum steht nach wie vor die Produkteinnovation. Entsprechend werden wir in die Entwicklung investieren. Dann können wir unsere Marke noch viel bekannter machen. Drittens sehe ich ein längst nicht ausgeschöpftes Potenzial in den Wachstumsregionen Osteuropa, China und Lateinamerika. Wir legen dort zwar stolz zu, aber da liegt noch viel mehr drin. Last but not least ist Logitech jetzt bereit für grössere Akquisitionen.

Das hören die Aktionäre nicht gern. Guerrino De Luca hatte Kleinstakquisitionen getätigt, um diese unter seiner Führung zur Blüte zu bringen. Warum wollen Sie dies ändern?

Die Zeit ist reif dafür. Unsere heutige Grösse erlaubt uns, Neuerwerbungen innert kürzerer Zeit zum Erfolg zu führen. Unsere bisherigen kleinen Akquisitionen benötigten viel Aufmerksamkeit im Management, sie mussten wie zarte Pflänzchen gehegt und gepflegt werden. Das setzt dem Wachstum engere Grenzen.

Lautet nun die Logitech-Devise: kaufen, kaufen, kaufen?

Eine Cisco, die ihr phänomenales Wachstum mit unzähligen Firmenkäufen geschafft hatte, werden wir nicht. Aber statt weiteren 20-Millionen-Übernahmen kann ich mir auch solche bis zu 100 Millionen Dollar vorstellen. Mehr sollte es nicht sein. Entscheidend bleibt selbstverständlich, dass die Kandidatin zu uns passt. Die neuen Firmen müssen unseren Gesamtgewinn nicht sofort hochschnellen lassen, aber es sollte auch nicht zehn Jahre oder länger dauern, bis wir von ihnen auch unter dem Strich profitieren.

Die Logitech-Aktie liegt ein Drittel unter ihrem Höchststand. Müssen die Aktionäre mit einer langen Durststrecke rechnen?

In den letzten zehn Jahren sind die Investoren gut mit uns gefahren, auch wenn es periodisch Rückschläge gegeben hat. Wir haben bewiesen, dass wir uns auf unsere Strategie konzentrieren und die versprochenen Resultate liefern. Wer als Aktionär Logitech treu bleibt, der wird dies auch in Zukunft nicht bereuen.

17 Jahre beim Foto-Multi Kodak

Der neue CEO der schweizerisch-amerikanischen Digitalgeräteherstellerin Logitech, Gerald P. Quindlen, genannt Jerry, ist 48 Jahre alt und pendelt zwischen Fremont in Kalifornien, dem US-Sitz von Logitech, und dem US-Bundesstaat Georgia, wo ein Teil seiner Familie lebt. Der verheiratete Quindlen hat drei Töchter im Alter von 20, 19 und 11 Jahren und einen 15-jährigen Sohn. Der Hobby-Taucher empfiehlt die Cayman Islands in der Karibik und plant derzeit einen Trip auf die Malediven. Bevor er 2005 als Marketingchef zu Logitech wechselte, war er 17 Jahre lang beim US-Fotomulti Kodak, zuletzt als Leiter einer 7-Milliarden-Dollar-Division.


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