Nur Corti und Fouse werden fehlen

Am nächsten Donnerstag werden die Urteile im Swissair-Prozess verkündet

Einzig Mario Corti, der letzte Airline-CEO, und dessen Finanzchefin Jacqualyn Fouse fehlen, wenn nächsten Donnerstag das Urteil im Swissair-Prozess verkündet wird. Die übrigen 17 Angeklagten wollen sich fast sechs Jahre nach dem traumatischen Grounding der Swissair-Flotte persönlich anhören, wie erstmals eine neutrale Instanz ihre Taten strafrechtlich würdigt. «Ich werde da sein», sagt Lukas Mühlemann, Ex-Verwaltungsrat und wie seine VR-Kollegen wegen Gläubigerschädigung und ungetreuer Geschäftsbesorgung belangt. «Es gibt keinen plausiblen Grund zur Abwesenheit.» Das zuständige Gericht von Bülach hat alle Angeklagten schriftlich vorgeladen.

Lange Statements vor laufender Kamera wird es kaum geben. «Da gibts nichts zu kommentieren», sagt der einstige Credit-Suisse-Topbanker, der schon bei seiner Befragung geschwiegen hatte. Trotzdem will das Schweizer Fernsehen die Urteilsverkündung, die von 9 bis 12 Uhr dauern soll, live begleiten. Für Freitag ist eine «Arena»-Sendung geplant. Die meisten Angeklagten hätten bereits abgesagt, sagt «Arena»-Chef Urs Leuthard.

Immerhin wollen einige ein Statement abgeben. «Eine kurze Einschätzung ist denkbar», sagt Vreni Spoerry, Ex-Swissair-Verwaltungsrätin, Ex-FDP-Ständerätin und heute ehrenamtliche Pro-Senectute-Präsidentin. Ob sie rekurriere, könne sie erst nach Einsicht der schriftlichen Begründung sagen. Diese folgt in einigen Wochen. Das Urteil ist nur rechtskräftig, falls nicht Einspruch erhoben wird. Sonst entscheidet das Obergericht. Sollte sie eines Tages strafrechtlich verurteilt sein, will Spoerry ihr Amt abgeben.

Für Thomas Schmidheiny wird sich beruflich nichts ändern, sagt sein Sprecher. «Herr Schmidheiny hat sich in seinem neuen Leben gut eingerichtet.» Der Milliardär sitzt im VR seiner Holcim-Zementfirma, betreibt ein Luxushotel und ist in Unternehmen investiert.

Der Ex-Finanzchef grüsst aus dem «sonnigen Saudiarabien»

Auch beim Genfer Bankier Bénédict Hentsch sind keine beruflichen Veränderungen geplant, sagt dessen Verteidiger. Ex-Swissair-CFO Georges Schorderet grüsst per E-Mail aus dem «sonnigen Saudiarabien». Zu seiner Zukunft will sich der Finanzchef einer Milchfirma nicht äussern.

Sein Ex-Chef Philippe Bruggisser ist ebenfalls mehrheitlich im Ausland tätig, vor allem als Berater. Ex-Präsident Eric Honegger schliesslich lanciert morgen sein im Voraus kritisiertes Buch «Erinnerungs-Prozess». «Ich sage allen, sie sollen das Buch doch zuerst lesen und erst dann urteilen», entgegnet Honegger.

Die anklagende Zürcher Staatsanwaltschaft III wird im zur Gerichtsarena umgebauten Bülacher Stadtsaal vollzählig erscheinen. Wenn nötig, werde er rekurrieren, sagt ihr Chef Christian Weber. Am Ende entscheide wohl sowieso das Bundesgericht. «Bis dann bin ich pensioniert», sagt der 61-Jährige. Im März 2008 will Weber eine zweite Anklage einreichen. Darin geht es um buchhalterische Tricks und Schliche.

Liquidator Karl Wüthrich, der auf zivilem Weg möglichst viel Geld für die Gläubiger erstreiten muss, erarbeitet die Replik in Sachen Roscor und Sabena, zwei vor Bezirksgericht Zürich hängige Klagen. Beide Fälle haben auch im Strafprozess eine Rolle gespielt. Den Entscheid von Bülach will Wüthrich nicht kommentieren, obwohl er im Prozess aussagte. «Dafür hatte ich meine Gründe», sagt Wüthrich.


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