«Grosszügigkeit zahlt sich aus»

Edgar Oehler, Thurgauer Unternehmer und Investor in die Pizolbahnen, über streitende Bergbähnler, Jugenderinnerungen vom Berg und seine Abneigung gegen Geizhälse.

Herr Oehler, wir erreichen Sie um Mitternacht in Hongkong. Soeben haben Sie den Pizolbahnen eine Million Franken versprochen. Was bringt Ihnen dieses Investment?

Edgar Oehler: Wenn das die Frage wäre, müsste ich mein Arbonia-Forster-Aktienpaket sofort verkaufen und den Reichtum geniessen, statt von hier aus mitten in der Nacht Himmel und Hölle für eine Bergbahn in Bewegung zu setzen.

Ist die Million Ihr oberstes Angebot, oder darf es später noch mehr sein?

Oehler: Ich heisse nicht Pestalozzi. Aber ich war mein Leben lang grosszügig. Diese Haltung hat sich für mich ausbezahlt. Jeder sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen. Wenn Sie immer nur mit spitzem Griffel rechnen, kommen Sie nicht weit.

Die Bittsteller stehen wohl Schlange bei Ihnen?

Oehler: Vergangene Woche sagte ich in einem Radiointerview, dass ich mein Geld lieber der Mission spenden würde, als ein paar Streithähnen im Pizol nachzuwerfen. Darauf meldeten sich tatsächlich die Missionare bei mir.

Wer hat es verdient, von Ihnen unterstützt zu werden?

Oehler: Alle, die mir in der Vergangenheit geholfen haben. Ich wäre niemals da, wo ich heute bin, wenn ich nicht so viel Unterstützung erhalten hätte. 24 Jahre lang war ich aktiver Politiker und war darauf angewiesen, dass mir die Leute ihre Stimme gaben. Ich musste Ideen und Initiativen haben, ohne das Vertrauen der Menschen hätte ich aber nichts ausrichten können.

Gab es auch Enttäuschungen?

Oehler: Solange ich im Nationalrat sass, schenkte mir meine Wohngemeinde Balgach jedes Jahr einen Christbaum. Es war bekannt, dass mir grosse Tannen gefallen. Kaum verliess ich die Politik, kam kein Baum mehr. Nun behalte ich mein Waldstück, statt es der Gemeinde zu vermachen. Wer kleinlich ist, darf sich nicht über Kleinlichkeiten wundern.

Führen Sie Buch über das Verhalten der Menschen?

Oehler: Dank meiner elektronischen Agenda kann ich mich an alles erinnern.

Bei der Pizol-Rettungsaktion wollten Sie anfänglich nicht mitmachen. Was führte zum Meinungsumschwung?

Oehler: Regierungsrat Josef Keller wurde letzte Woche vom Grossaktionär der Bad-Ragazer-Bahnen wie ein Spitzbube abgekanzelt. Wer solches tut, hat es nicht verdient, unterstützt zu werden. Nun hat die Familie Looser die Aktienmehrheit und die Führung übernommen. Damit sind wir jene Leute los, die den geplanten Neubau am Pizol jahrelang hintertrieben haben. Das war von Anfang an meine Bedingung für eine Investition.

Bergbahnen sind wie Airlines und Medien: eine Herzensangelegenheit. Was ist Ihr emotionaler Bezug zum Pizol?

Oehler: Vor zwanzig Jahren erholte sich mein Vater von einem Hirnschlag in der Klinik in Valens. Ich besuchte ihn jeden Tag. Auf der ganzen Fahrt von St. Gallen her fluchte ich über den miserablen Zustand der Klinikgebäude. Die Patienten wurden bei der Einlieferung vom Regen durchnässt, weil es kein Vordach gab. Gemeinsam mit dem damaligen Baudirektor des Kantons schuf ich Abhilfe.

Edgar Oehler

Chef der AFG Arbonia-Forster-Holding AG mit Hauptsitz in Arbon, einem der bedeutendsten Bauausrüster in Europa, Sponsor des künftigen Fussballstadions des FC St. Gallen, der AFG Arena.


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