Siemens-PK-Manager: Eine halbe Million kassiert

Der inhaftierte Pensionskassen-Manager Roland Rümmeli soll Kickback-Zahlungen über eine halbe Million Franken erhalten haben.

Von Lukas Hässig, Susanne Mühlemann und Werner VontobelSeit neun Tagen sitzt Rümmeli in Haft. Bisher war bekannt, dass der Siemens-Pensionskassenmanager 100 000 Franken «Belohnungsgelder» für seine Anlageentscheide abgezweigt haben soll. SonntagsBlick weiss, dass es weit mehr ist. Kenner des Falls sprechen von einer halben Million, die statt bei der Siemens-Pensionskasse auf einem privaten Konto von Rümmeli gelandet sein solle. Dieses Konto soll beim Zürcher Ableger einer deutschen Bank liegen.

Unklar bleibt, wer die Belohnungs-Zahlungen an Rümmeli auslöste. Es könnten sowohl Firmen als auch Einzelpersonen gewesen sein, die sich beim Siemens-Manager für seine Anlageentscheide erkenntlich zeigen wollten. Gibt Rümmeli seine Gönner nicht preis? Bleibt er deshalb in Haft? Der zuständige Zürcher Staatsanwalt Arno Thürig begründet die weitere Inhaftierung gegenüber SonntagsBlick lediglich mit Verdunkelungsgefahr. Der suspendierte PK-Manager soll keine Spuren verwischen.

Bei seinem Arbeitgeber Siemens, so sagen Insider, wird Rümmeli kaum mehr unterkommen. Er wird als zuvorkommender, eher unauffälliger Typ beschrieben. Rümmeli gilt als ausgewiesener Spezialist für kleinere und mittlere Titel – deren Kurse übrigens einfacher zu bewegen sind. Viele Branchenkollegen sollen den Siemens-Mann regelmässig um Rat gefragt haben. In seinem Büro, so wissen Besucher zu berichten, lagerte er stapelweise Kisten mit Bordeaux und Zigarren. Geschenke für gute Tipps? Fragt sich, warum bei einem solchen Spezialisten die Rendite der Siemens-PK so bescheiden ausfällt. Eine Erklärung könnte in der Zusammenarbeit der PK mit der Cat Group zu finden sein. In der Regel wickeln die Pensionskassen ihre Wertschriftengeschäfte ohne teure Broker direkt über ihre Hausbank ab. Doch die Siemens-PK arbeitete mit der Zürcher Finanzgesellschaft Cat Brokerage zusammen. Rümmeli sitzt seit Juni dieses Jahres im Verwaltungsrat der Cat-Group. Hat er durch Kickbacks davon profitiert?

Branchenüblich ist nämlich folgender Trick, wie sich Banken bei PK-Verwaltern erkenntlich zeigen. Die PK lässt ihre Wertschriften-Transaktionen von einem Broker abwickeln, der wiederum mit einer Depot-Bank zusammenarbeitet. Die Bank verrechnet für ihre Dienste einen gewissen Prozentsatz Kommission. Die wird der Pensionskasse in Rechung gestellt. Nachträglich zahlt die Bank dem Broker einen Teil der Kommission als «Retrozession» zurück und der Broker wiederum reicht dieses Geld dem PK-Verwalter als Kickback weiter.

Bei Siemens wird Pensionskassen-Manager Rümmeli künftig nicht mehr erwünscht sein. Foto: Keystone/Walter Bieri

Swissfirst-Connection

Zwischen dem Verfahren gegen Rümmeli wegen Kickbacks und jenem rund um die Bank Swissfirst besteht offiziell kein Zusammenhang. SonntagsBlick-Recherchen weisen allerdings auf eine indirekte Verbindung hin. Rümmeli soll mit einem der Gegenspieler der Swissfirst-Bank geschäftet haben. Der Schwyzer Börsenhändler A.T., der von Frühling 2003 bis Sommer 2005 für die Swissfirst tätig war und heute von der Bank der Bankgeheimnisverletzung beschuldigt wird, hatte zuvor für den Zürcher Ableger des Wertschriftenhauses Jefferies gearbeitet. Jefferies suchte im Frühling 2002 Investoren für den Interlakner Mystery Park, und überzeugte Rümmeli: Die Siemens PK hielt bis vor kurzem fast 10 Prozent am überschuldeten Vergnügungspark.

Der Verdacht, dass die Swissfirst Bank in heikle Deals mit Siemens-Manager Rümmeli verwickelt sei, hat sich bisher nicht erhärtet. Positiv für den Zürcher SVP-Nationalrat Hans Kaufmann. Er sass bis vor kurzem im Swissfirst-Verwaltungsrat und gehört bei Siemens als externer Berater zur Anlagenkommission. Wegen dieser Verbindung war er öffentlich unter Druck geraten. Jetzt sammelt Kaufmann Material für Strafklagen. «Man hat mir Schaden zugefügt», sagt er gegenüber SonntagsBlick, «gewisse Pensionskassen haben ihre Mandate bei mir sistiert.»

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