In Kloten braucht es neue Köpfe

Ein Netzwerk von bürgerlichen Politikern und Managern habe in Kloten den falschen Flughafen gebaut. Das schreibt Lukas Hässig im Buch «Kloten-Clan».Von Jürg Schmid

Lukas Hässig, Autor des Buches «Kloten-Clan», Hintergründe und Verantwortliche der Zürcher Airport-Wirren», war von 1999 bis Mitte 2001 Kommunikationschef der Flughafen AG (Unique). Jetzt ist der Journalist Hässig Chef der Wirtschaftsredaktion beim Wochenmagazin «Facts». Sein Buch hat der Werd-Verlag der Tamedia AG, zu der auch der «Tages-Anzeiger» gehört, gestern in Zürich präsentiert.

Flughafenchefs blockten ab

Das Sachbuch wird bei den Flughafenverantwortlichen, der Zürcher Regierung und den Managern von Unique keine Freude auslösen. Weder Unique-Chef Josef Felder noch Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid waren bereit, Fragen zu beantworten. Das Vorhaben sei unethisch, liess Unique ausrichten. Verweigert hatten sich auch die im Unique-Verwaltungsrat sitzenden FDP-Regierungsräte Ruedi Jeker und Dorothée Fierz.

Die Verärgerung in Flughafenkreisen ist zwar verständlich, aber taktisch unklug. Verstärkt wird damit einmal mehr eine Einschätzung, mit der Bundesrat Moritz Leuenberger im Buch zitiert wird: «Die Promotoren des Zürcher Flughafens verfolgen ihre Interessen recht eindimensional. Für sie gibt es nur zwei Haltungen: Entweder ist man bedingungslos für den Flughafen Zürich, oder man ist ein Gegner, den es zu bekämpfen gilt. Eine differenzierte Haltung ist schon Verrat.»

Hässig schildert in seiner sachlich abgefassten Auslegeordnung, wie ein clanartiges Netzwerk von Managern von Unique und Swissair/Swiss sowie Politikern (vorab aus dem Zürcher Wirtschaftsfreisinn) zu Betriebsblindheit und gigantischen Hubträumen geführt hatte. Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, macht Hässig einen radikalen Vorschlag für einen Neustart in Kloten

Unique soll das neue Dock E (Midfield), das am 1. September eröffnet wird, stilllegen. Zudem soll die Privatisierung des Flughafens rückgängig gemacht werden. Der Kanton soll beim Betrieb aber nicht mehr dreinreden, sondern ihn renommiertesten Firmen überlassen. Auch fordert Hässig neue Köpfe in Management und Verwaltungsrat. Die Regierung soll darin nicht mehr vertreten sein. So könne sie unabhängiger Eckwerte festlegen.

Im ersten Kapitel geht Hässig der Frage nach, weshalb die Unique-Manager und die Regierungsvertretung auf das Swissair-Debakel nicht rechtzeitig mit Alternativen reagierten. Er kommt zum Schluss: «Unique hat den falschen Flughafen gebaut.» Ob Unique den 2,2 Milliarden Franken teuren Ausbau finanziell verkraften kann, wird sich zeigen.

Für Flughafeninteressierte und Anwohner am spannendsten sind die Kapitel zur Politik und zur Zukunft Klotens. Protagonisten wie Felder und Schmid sowie Regierungsrat Jeker müssen sich harte Kritik gefallen lassen. Vieles musste Hässig als spekulativ deklarieren, weil die Betroffenen nicht Stellung nehmen wollten. Es war auch nicht Hässigs Ziel, um jeden Preis Neues aufzudecken, sondern er wollte aufzeigen, wie eine über Militär und Parteizugehörigkeit verbandelte Seilschaft die Entwicklung von Kloten bestimmte und wie sie sich über Jahrzehnte gegen Kritiker abschottete. «Der Clan war nicht korrupt und betrieb keine Günstlingswirtschaft. Aber er hat stets mehr versprochen als gehalten», sagte Hässig an der Präsentation.


Einen Kommentar schreiben