Ermotti zu UBS-Verlust: «So etwas darf niemals passieren»

20minuten.ch (6. Oktober 2011) – Der interimistische Konzernchef der UBS, Sergio Ermotti, verurteilt in einem Memo den Milliarden-Verlust aufs Schärfste. Und droht mit weiteren personellen Konsequenzen.

Auch wenn die internen Abklärungen noch andauern würden, sei jetzt schon klar, dass ein solcher Vorfall nie hätte eintreten dürfen, hält UBS-Chef Sergio Ermotti in seinem Mail fest.

«Wir müssen ehrlich mit uns sein: So etwas sollte unter keinen Umständen jemals passieren», spricht Ermotti Klartext.

Die UBS hatte zuvor bekannt gemacht, dass die beiden Co-Chefs des Aktiengeschäfts, Francois Gouws und Yassine Bouhara, wo der Verlust von London entstanden war, ihren sofortigen Rücktritt eingereicht hätten.

Weitere Köpfe dürften rollen

Laut Ermotti wird es nicht bei diesen Personalmassnahmen bleiben, wie er in seiner Mitteilung schreibt. «Strenge disziplinarische Massnahmen gegen weitere Personen im Bereich Aktien und quer durch andere verantwortliche Funktionen werden ergriffen», hält der Ad-interims-CEO fest.

«Wir haben zudem konkrete Schritte unternommen, um die entdeckten Schwächen anzupacken.»

Zu den laufenden Untersuchungen der UBS-Geschäftsleitung, des UBS-Verwaltungsrats sowie der Aufsichtsbehörden der Schweiz und Englands äussert sich Ermotti nur allgemein. Immerhin geht aus seinen Ausführungen hervor, dass die Transaktionen eines jungen Aktien-Derivatehändlers in London frühzeitig hätten entdeckt werden müssen.

«Die Tatsache, dass dieser Vorfall passieren konnte, beweist ein Versagen der nötigen Kontrollen», schreibt der Tessiner, der vor anderthalbe Wochen im Zuge des Derivate-Verlusts von Oswald Grübel die Führung der Bank übernommen hatte.

Die Kontrollleute ignorierten Warnsignale

Offenbar haben intern Warnlampen aufgeleuchtet. «Unsere interne Untersuchung deutet darauf hin, dass die Systeme nicht autorisierte oder nicht erklärbare Aktivitäten entdeckt hatten», schreibt Ermotti in seinem Mail. «Doch dem wurde nicht genügend nachgegangen, oder es wurden keine geeigneten Massnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Kontrollen durchgeführt würden.»

Investmentbank-Chef kann offenbar bleiben

In einer separaten Mitteilung informierte UBS-Investmentbank-Chef Carsten Kengeter über weitere Abgänge. «Einige Frontleute wurden mit Blick auf weitere disziplinarische Massnahmen beurlaubt», schreibt der Deutsche, der von vielen Medien bereits auf die Abschussliste gesetzt worden war. «Wir werden in den kommenden Wochen weitere Massnahmen gegen die Verantwortlichen in unseren Operations- und Kontroll-Funktionen ergreifen», droht Kengeter an.

Dass es ihn selber noch treffen konnte, schliesst Kengeter offenbar aus. Er freue sich darauf, die UBS Investmentbank in die Zukunft zu führen, schloss der ehemalige Goldman-Sachs-Topshot.


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