SNB: Gewinn, Verlust, Gewinn, Verlust …

20minuten.ch (26. März 2011) – Die riesigen Euro- und Dollar-Bestände schaffen Unsicherheit. Ein Milliarden-Gewinn per Ende März ist bei der Nationalbank ebenso möglich wie ein nochmaliger Verlust.

Am kommenden Donnerstag geht das erste Quartal zu Ende. Früher wäre kurz vor Kassensturz klar gewesen, ob die Nationalbank (SNB) schwarze oder rote Zahlen schreibt. Heute herrscht Unsicherheit bis zur letzten Minute. Seit die Notenbank durch ihre gigantischen Devisenkäufe den Fremdwährungsbestand hochkatapultierte, ist die Resultat-Vorhersehbarkeit in den Keller gerasselt.

Rund 200 Milliarden Franken hatte die SNB per Ende 2010 in Euro, Dollar, Yen und ein paar kleineren Währungen investiert. Gut die Hälfte lag in Euro, ein Viertel in Dollar, 10 Prozent in Yen. Darauf hatte sie in ihrem Annus horribilis über 30 Milliarden Währungsverluste erlitten.

Labile Wechselkurse

An den Grössenordnungen dürfte sich seither nicht viel verändert haben. Was sich aber sekündlich ändert, sind die Wechselkurse. Gerade in Unruhe-Zeiten wie diesen herrscht meist eine Flucht in den Franken. Längst geht es nicht mehr um eine Euro-Schwäche, sondern um eine Frankenstärke.

Die 200 Milliarden Fremdwährungen machen die Erfolgsrechnung der SNB, die derzeit ihre Interventionspolitik rechtfertigen muss, hochgradig anfällig. Das zeigt unser «SNB-Rechner», der die Devisenbestände per Ende 2010 zur Basis hat. Das Gold als zweite wichtige Grösse in der SNB-Bilanz lassen wir weg, da sich der Kurs in nur leicht reduziert hat. Ebenfalls ignorieren wir den StabFund mit den «UBS-Schrottpapieren», der vermutlich stabil ist.

Von 3 Milliarden Minus zu 1 Milliarde Plus in 9 Tagen

Zu heutigen Nachmittagskursen von Dollar und Euro hätte die SNB einen Quartalsgewinn von rund 1,2 Milliarden Franken erzielt. Zustande kommt die Zahl durch einen Euro-Kurs von 1,29 Franken und einen Dollar-Kurs von 91 Rappen.

Noch vor 9 Tagen, als der Euro-Kurs an der 1,24-Franken-Marke kratzte, sah die Rechnung gänzlich anders aus. Statt einem Gewinn von 1,2 Milliarden hätte ein Verlust von 3,2 Milliarden resultiert.

Geisel der Devisenmärkte

9 Tage und eine Kursschwankung von lediglich 5 Rappen beim Euro als wichtigster Gegenwährung verwandelten einen ansehnlichen Gewinn in einen massiven Verlust. Geben wir zusätzlich den Tiefstkurs beim Dollar in unseren «SNB-Rechner» ein, der vor 9 Tagen bei 89 Rappen lag, dann steigt das Minus in der Nationalbank-Rechnung gar auf 4,3 Milliarden. Hochgerechnet auf 12 Monate ergäbe dies das nächste Horrorjahr.

Was schliesslich herausschauen wird – ob ein Plus oder ein Minus – werden wir erst nächsten Donnerstag wissen. Unsere Zahlen-Spielerei fördert aber schon heute das Kernproblem der SNB zutage. Deren massive Euro- und Dollarkäufe (Ende 2006 hielt die SNB nicht 90 Milliarden Euro, sondern erst 13, und nicht 54 Milliarden Dollar, sondern nur 12) haben die Notenbank verwundbar gemacht. Ihre Resultate schlagen auf beide Seiten aus, Richtung Gross-Gewinn, Richtung Gross-Verlust. Dafür genügen minimste Kursveränderungen bei Euro, Dollar und etwas weniger beim Yen.

Jeder Verlust sorgt für politische Unruhe. Als Fazit bleibt ungeachtet des Streits um den Präsidenten: Die SNB hat sich mit ihren Devisenkäufen zur Geisel der Devisenmärkte gemacht.


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