120 Prozent mehr Lohn für UBS-Präsident Villiger

20minuten.ch (15. März 2011) – Der Präsident der UBS spielt nicht mehr Pestalozzi. 2010 erhielt Kaspar Villiger 1,5 Millionen Franken, das ist mehr als eine Verdoppelung.

Die grösste Überraschung im heutigen Geschäftsbericht der Grossbank UBS ist der Lohn des obersten Verantwortlichen. Präsident Kaspar Villiger liess sich für das abgelaufene Geschäftsjahr 1,5 Millionen Franken ausschütten, davon eine halbe Million in Form von Aktien.

1,5 Millionen scheint auf den ersten Blick nicht besonders viel, auch nicht im Vergleich mit anderen Grossbanken-Präsidenten. Doch in Villigers Fall lässt die Zahl aufhorchen. Sie liegt nämlich um 120 Prozent höher als im Vorjahr, als sich Villiger weniger als 700 000 Franken auszahlen liess.

Villigers «Sonderfall» währte nur ein Jahr

Villiger ist damit nicht mehr der «Pestalozzi der Grossbanker». In ihrem Bericht zeichnet die Bank trotzdem das Bild eines altruistischen Präsidenten. Villiger habe beschlossen, «auf einen substanziellen Teil der Aktienzuteilung zu verzichten und stattdessen eine begrenzte Zahl von 26 940 UBS-Aktien mit einem Fair Value von 500 000 Franken zu akzeptieren». «Verzichten» und «akzeptieren» sollen signalisieren, dass Villiger zur Geldannahme gedrängt wurde.

Dahinter steckt ein Problem. Die UBS ist sich bewusst, dass sie Villigers Lohnsprung, auch wenn das Salär absolut betrachtet vernünftig erscheint, erklären muss. Die Veränderung ist das Brisante.

Noch vor zwei Jahren hatte Villiger bei der Vorstellung als neuer UBS-Präsident die neue Bescheidenheit zelebriert. Zur Festlegung seines Lohns habe er sich gefragt, wo man «eine ähnliche Verantwortung» habe wie als UBS-Präsident, sagte der langjährige Ex-Finanzminister damals.

Dieser Gedanke habe ihn auf die richtige Spur geführt. «Eigentlich ist ein Lohn wie jener für ein Direktoriumsmitglied der Nationalbank angemessen», führte Villiger aus. Das sei denn auch «mein Vorschlag an die Bank», meinte er vor laufenden Kameras, ohne dass dies ein «Signal für die Honorierung späterer UBS-Präsidenten» wäre. «Ich sehe das für mich als Sonderfall.»

Viel nette Worte zur öffentlichen Abfederung der Lohn-Erhöhungen
Der Sonderfall währte nur ein Jahr. Im Vergleich zum bestbezahlten operativen Manager ist Villigers neuer Lohn nach wie vor bescheiden. Diesen Aspekt sowie die Entschädigungen für die operativen Topleute versucht die UBS in ihrem Bericht als freiwillige Bescheidenheit darzustellen.
Investmentbankchef Carsten Kengeter wurde mit 9,3 Millionen entschädigt, deutlich weniger als im Vorjahr und erst noch der grösste Teil des Bonus in Form aufgeschobener Boni.Grübels Stellenantritt vergoldet

CEO Oswald Grübel gibt sich – wie im Vorfeld werbewirksam öffentlich ausgebreitet – mit 3 Millionen zufrieden. Dabei geht oft vergessen, dass ihn die UBS zum Stellenantritt ebenfalls vor zwei Jahren mit 4 Millionen UBS-Optionen vergoldete. Marktwert: derzeit rund 25 Millionen.

Wiederholt ist die Rede von «Bonuszahlung in Form von gesperrten Aktien», von «spezifischen Performancekriterien», die für die volle Bonusauszahlung erfüllt sein müssten, von «Hebeleffekten», die «deutlich reduziert» worden seien. Herausgestrichen wird auch, dass der Bonustopf 11 Prozent kleiner sei als 2009, trotz «deutlich verbesserten» Resultaten.

Konzernleitung langt kräftig zu

Die Botschaft lautet: Die UBS-Manager haben die Zeichen der Zeit erkannt und nehmen Abstand von der früheren Bereicherungsmentalität. Der kleine Schönheitsfehler: Sie stimmt nicht.

Nicht nur bei Villiger schossen die Löhne und Boni für die oberste Crew nämlich massiv nach oben. Auch die Gesamtvergütung für die 13-köpfige Konzernleitung der UBS fiel 2010 deutlich höher aus, sie stieg von 69 Millionen auf neu 91 Millionen, also um fast einen Drittel. Im Schnitt erhielt jeder der UBS-Topmanager 7 Millionen, ein Jahr zuvor waren es erst 5,3 Millionen.


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