Fed kaufte UBS Commercial Papers

AWP (2. Dezember 2010) – Die durch das Dodd-Frank-Finanzmarktgesetz erzwungene Offenlegung der verschiedenen Rettungsaktionen durch die US-Notenbank Fed nach dem Lehman-Kollaps von 2008 erhärtet bisherige Vermutungen. Keinem anderen Institut kaufte das Fed mehr Commercial Papers ab als der Schweizer Grossbank UBS.

Zwischen dem 28. Oktober 2008 – gut 6 Wochen nach dem Lehman-Kollaps und 2 Wochen nach der Rettung der UBS durch die Nationalbank – und dem 30. Januar 2009 erwarb die US-Notenbank im Rahmen ihrer von der Politik bewilligten Rettungsaktionen für 74,5 Mrd USD Commercial Papers von der UBS. Commercial Papers sind kurzfristige Schuldpapiere mit einer Laufzeit von unter einem Jahr, mit denen sich die UBS lange im grossen Stil refinanziert hatte.

Hinter der UBS folgt der in der Finanzkrise leckgeschlagene US-Versicherungsmulti AIG mit 60 Mrd USD, gefolgt von der belgischen Dexia und der amerikanischen Hudson Castle mit je 53 Mrd USD, der englischen BSN Holdings mit 43 Mrd USD, der Chicagoer Liberty Hampshire mit 41 Mrd USD und den drei europäischen Grossbanken Barclays, Royal Bank of Scotland (beide UK) und Fortis (Belgien/Holland) mit verkauften Commercial Papers in Höhe von rund 38 Mrd USD.

Die Verkäufe fanden meistens in mehreren Tranchen statt. In der Rangliste der 10 grössten Einzeltransaktionen schwingt ebenfalls die UBS obenaus. Sie bringt es auf 4 Nennungen im Fed-Zahlenkranz, für die englische Barclays sind 3 ausgewiesen. Die zweite Schweizer Grossbank Credit Suisse diente dem Fed keine Commercial Papers an.

Die neuen Informationen verdeutlichen ein Problem, das unter Beobachtern bekannt war. Die UBS hatte ihr einstiges „AA+“-Rating, das zweithöchste bei Standard & Poor`s, lange dazu genutzt, sich günstig mit Kurzfristpapieren zu refinanzieren. Dank der Einstufung als besonders kreditwürdige Gegenpartei profitierte sie im Vergleich zu ihren Konkurrenten von tieferen Fremdkapitalzinsen.

Die tiefen Refinanzierungskosten machten das rasche und massive Wachstum der Bank attraktiv. Von 2002 bis Mitte 2007 verdoppelte die UBS ihre Bilanz auf einen Höchststand von über 2`500 Mrd CHF. Der Leverage, also das Verhältnis vom Eigen- zum Gesamtkapital, stieg in dieser Zeit von 20 auf 50. Anders gesagt sank der Eigenkapitalanteil von 5% auf 2%.

Im Rückblick erstaunt, dass die Nationalbank (SNB) die starke Refinanzierung durch kurzfristige Commercial Papers zugelassen hatte. Zwar führte die SNB bereits in ihrem Finanzstabilitätsbericht für das Jahr 2004 das Missverhältnis zwischen tiefem absolutem Eigenkapital und hoher risikogewichteter Eigenkapital-Ratio aus. Ab 2005 stellte die SNB zudem laut ihrem damaligen Vize Niklaus Blattner die Spitze der UBS bezüglich Bilanzwachstum zur Rede.


Einen Kommentar schreiben