Reiche Schweizer kehren zurück

20minuten.ch (26. Oktober 2010) – Die 1,7 Milliarden Reingewinn versprechen mehr, als sie halten. Während Schweizer zur Grossbank zurückkehren, sieht es in den USA himmeltraurig aus.

Zwei Zahlen gilt es im UBS-Herbstbericht hervorzuheben: der Zufluss von Vermögen von gut einer Milliarde und die tieferen Kosten von 700 Millionen, beides im Vergleich zum Sommerquartal.

Beides sagt aus, wo die UBS auf ihrer Reise aus der Krise steht. Sie ist wieder eine erste Adresse für Anleger mit dem nötigen Kleingeld, und sie spart, wo sie kann. CEO Oswald Grübel wird seinem Ruf als gnadenloser Kostendrücker gerecht.

Aufgepeppter Reingewinn

Der Gewinn sieht besser aus, als er tatsächlich ist. Von den 1,7 Milliarden Franken stammen mehr als 800 Millionen aus einer Steuergutschrift in Amerika. Nimmt man allein das operative Geschäft ohne solche Sonderfaktoren, halbiert sich der Gewinn auf gut 800 Millionen. Richtig ist aber: Am Ende zählt, was die Bank unter dem Strich ausweist; und das ist mehr, als erwartet werden konnte.

Zentral ist das Plus bei den netto der Bank zugeflossenen Geldern. Seit der UBS-Tanker vor drei Jahren in die grösste Krise seiner Geschichte geriet und leck schlug, suchten die Kunden das Weite und zogen Vermögen ab. Insgesamt verlor die UBS weit über 100 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern, was die Einnahmen entsprechend drückte.

Im Sommerquartal 2010 zeichnete sich endlich ein Ende des Leidenswegs ab, als sich der Abfluss auf 5 Milliarden verlangsamte. Bis Ende Jahr würde daraus ein Zufluss, versprach die Bankenspitze. Nun überrascht sie mit einer schneller als erwarteten Positivmeldung. Auf dem langen Weg zurück zur nachhaltigen Gesundung war das sogenannte Net New Money die letzte wichtige Kennziffer, die von rot auf schwarz drehte.

UBS wird zum Magnet in der Schweiz

Interessanterweise stammt das Plus von den vermögenden Schweizer Kunden. Diese brachten über 2 Milliarden zur Bank, im Vorquartal zogen sie noch mehr als eine Milliarde ab. Das ist umso wichtiger, als die UBS mit dieser Klientel mit 110 Basispunkten – das entspricht 1,1 Prozent auf die verwalteten Vermögen – am meisten Geld verdient.

Hier macht sich ein neuer Drive bemerkbar. Oswald Grübel ging bei seiner Ex-Arbeitgeberin Credit Suisse auf Manager-Fang und zog mit Lukas Gähwiler offenbar einen besonders grossen Hecht an Land. Gähwiler stellte sich ein neues Team zusammen, das wiederum mit vielen Ex-CS-Leuten bestückt ist. Diese scheinen sich zu verstehen, jedenfalls bringen sie Schwung ins UBS-Schweiz-Geschäft.

Warum das so wichtig ist, hat mit der jüngeren Geschichte der Bank zu tun. Nach ihrer Rettung durch den Steuerzahler muss die Bank im Heimmarkt überzeugen, um nachhaltig zu gesunden: Das Revival geschieht hier, auch wenn in Asien selbst in der Krise immer gute Resultate erzielt wurden.

Grübels Magerkost

Neben der Schweiz-Kost basiert Grübels Gesundungskur auf strikter Diät. Die Kosten müssen runter, koste es, was es wolle. Das gelingt bis jetzt recht gut. Von Januar bis September gab die Bank 18,6 Milliarden aus, im Vergleich zu den 9 Monaten des letzten Jahres ist das gut eine Milliarde weniger.

Allerdings verliert Grübels Rezept an Wirkung. In der Vergleichperiode 2009 sind Restrukturierungskosten von gut einer Milliarde enthalten. Ohne diese Extraausgaben sind die Kosten gleich hoch geblieben. Für Verbesserungen braucht es neue Initiativen. Das erhöht die Gefahr, dass die UBS wichtige Investitionen, beispielsweise in die IT, auf die lange Bank schiebt.

Quo vadis, USA?

Unbefriedigend bleibt die grosse amerikanische Vermögensverwaltung, wo sich die UBS auf die reichen Kunden fokussiert. Das bedingt eine Neuausrichtung, weg vom klassischen amerikanischen Express-Beratungsgeschäft hin zu einer auf Vertrauen basierenden Kundenbeziehung.

Doch die Margen bleiben im Vergleich zur übrigen Vermögensverwaltung lächerlich tief, das Geschäft macht immer noch Verlust, und die von Grübel in Aussicht gestellte 1 Milliarde Gewinnbeitrag liegt in weiter Ferne; und all das, obwohl die Löhne und Boni der US-Berater erhöht wurden. Die US-Vermögensverwaltung bleibt eine grosse Baustelle der neuen UBS.

Übers Ganze gesehen sind die Signale aber ermutigend. Ihr Boss Oswald Grübel zeigt sich heute denn auch optimistisch, was die Zukunft betrifft, wenn die Kunden – so hoffen die Banken weltweit – von der Seitenlinie zurück ins Spiel kehren, Private ihr Vermögen wieder in Wertpapiere investieren und Unternehmen andere kaufen oder Fusionen eingehen.

«Für unsere Zukunft sind wir nach wie vor zuversichtlich – und auf Kurs, um unsere mittelfristigen Ziele zu erreichen», lässt sich Grübel in der heutigen UBS-Mitteilung zitieren. Bis zu den versprochenen 15 Milliarden Vorsteuergewinn ab 2014 bleibt allerdings noch ein weiter Weg. In den ersten 9 Monaten verdiente die UBS unter dem Strich nicht einmal 6 Milliarden.


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