Schmiergeld-Konto gefunden

20minuten.ch (27. August 2010) – Der geständige Ex-BVK-Anlagechef D.G. flog auf, weil ihm ein Steuerkommissär auf die Schliche gekommen war. Die Ermittler stiessen auf ein Kickback-Konto.

In der Affäre um die Zürcher Beamtenversicherungskasse (BVK) kommen neue Details zum Vorschein. Das korrupte Netzwerk rund um die grosse Beamtenversicherungskasse (BVK) flog offenbar nur dank „Kommissar Zufall“ auf. Gemäss Recherchen von 20 Minuten Online fielen einem Beamten des Zürcher Steueramts Unregelmässigkeiten in D.G.s Steuererklärungen auf.

D.G. war jahrelang der Anlagechef der BVK und ist nach einer mehrmonatigen Haft weitgehend geständig, sechsstellige Bestechungsgelder von diversen Personen für Gegenleistungen angenommen zu haben. D.G. sitzt immer noch in Untersuchungshaft.

Die Oberstaatsanwaltschaft bestätigt lediglich frühere Aussagen, wonach der Hinweis aus der kantonalen Verwaltungen gekommen war.

Derzeit sitzt neben D.G. eine zweite Person im Gefängnis, nachdem andere Verdächtigte inzwischen freigelassen worden sind. Dies bestätigt eine Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft auf Anfrage von 20 Minuten Online. Diese zweite Person wird beschuldigt, D.G. aktiv bestochen zu haben. Die Verhaftung erfolgte letzte Woche.

Zentrales Bestechungskonto auf Raiffeisen-Filiale

Der Verdacht des Zürcher Steuerbeamten brachte den Stein gegen Ex-BVK-Anlagechef D.G. ins Rollen, nachdem frühere Untersuchungen allesamt im Sand verlaufen waren. Die darauf eingeschalteten Strafermittler stiessen auf ein Konto von D.G. auf einer Filiale der Raiffeisen-Gruppe, bestätigt eine Auskunftsperson, die über den BVK-Fall Bescheid weiss. Auf diesem Konto hatte D.G. sämtliche Bestechungsgelder zusammengezogen.

Zum Teil liess sich D.G. offenbar mit Bargeld schmieren, worauf er den erhaltenen Betrag auf sein Raiffeisen-Konto einzahlte. Oder aber die Leute, von denen sich der Beamte bestechen liess, überwiesen die abgemachte Summe auf ein anderes Konto, das auf den Namen einer Stiftung oder einer unscheinbaren Firma lautete, sagt die Quelle. In einem zweiten Schritt habe dann die Überweisung auf das zentrale Raiffeisen-Konto stattgefunden.

Zahlungen von BT&T-Präsident möglicherweise verjährt

Die Bestechungen standen im Zusammenhang mit grossen Investments der BVK, welche ihr bestechlicher Anlagechef getätigt hatte. So stellte D.G. der Beteiligungsgesellschaft BT&T ab Mitte der 1990er Jahren gestaffelt einen riesigen Betrag für Engagements in Telekom- und Medienfirmen zur Verfügung. Zuletzt resultierte für die BVK ein Verlust von fast 300 Millionen Franken. Weitere Engagements von D.G. in andere Vehikel endeten ebenfalls mit teuren Flopps.

Gründer und Präsident von BT&T ist Walter Meier. BVK-Mann D.G. beschuldigte nach seiner Verhaftung im Frühsommer seinen Ex-Geschäftspartner Meier, ihn bestochen zu haben. Meier wurde darauf wie D.G. in Untersuchungshaft genommen. Er gab Zahlungen zu, ohne den Bestechungsvorwurf zu gestehen.

Da die Zahlungen möglicherweise über 10 Jahre zurückliegen, könnte Meier wegen Verjährung straffrei ausgehen. Meier wurde nach mehreren Wochen Haft auf freien Fuss gesetzt. Laut einem Sprecher will Meier derzeit keine Stellung zum Fall nehmen.

Zu D.G.s Netzwerk zählen Personen von geringer Bekanntheit. Hingegen spielt der vom Fall Swissfirst her bekannte Investor Rumen Hranov eine Rolle. Allerdings gehört Hranov nach Aussage eines Insiders nicht zum engen Kreis um D.G. Vielmehr hatte Hranov nach heutigem Wissensstand im Jahr 2001 eine Einmal-Zahlung an D.G. geleistet.

Diese erfolgte im Zusammenhang mit der Suche nach Investoren der Beteiligungsgesellschaft HBM Bioventures des Ex-Finanzchefs von Roche, Henri B. Meier. Dort sass Hranov im Verwaltungsrat. BVK-Manager D.G. investierte eine zweistellige Millionensumme in das HBM-Vehikel. Auch dieses brachte der Kasse Verluste.


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