Investor Hranov im Visier des Staatsanwalts

20minuten.ch (6. Juli 2010) – Der Korruptionssumpf um die Zürcher Beamtenversicherung ist gigantisch. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft, ob Investor Rumen Hranov Bestechungsgelder in sechsstelliger Höhe gezahlt hat.

Rumen Hranov ist ein schillender Investor. Mit zahlreichen Engagements wurde er vermögend. Bekannt war er vor allem als Kläger im Fall Swissfirst, weil er sich von einem der Architekten des Deals – es ging um den Zusammenschluss von zwei Zürcher Banken – hintergangen fühlte. Alle seine Klagen wurden abgewiesen respektive ergebnislos eingestellt.

Nun gerät Hranov offenbar selbst immer stärker ins strafrechtliche Visier der Behörden. Im Fall der Beamtenversicherungskasse Zürich (BVK), mit 20 Milliarden Franken Anlagevermögen eine der grössten Pensionskassen der Schweiz, soll die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen den bulgarisch-schweizerischen Geschäftsmann ermitteln.

Haupt-Beschuldigter ist teilgeständig

Das geht zumindest aus dem Communiqué der Ermittlungsbehörden hervor. Im Zentrum der Affäre steht der seit einigen Wochen in Untersuchungshaft sitzende Ex-Anlagechef der BVK. Dieser hat seine Taten zu einem wichtigen Teil gestanden, wie nun bestätigt wird.

Die Vorwürfe gegen den Ex-Anlagechef der BVK seien «grösstenteils unbestritten», sagt Corinne Bouvard, Sprecherin der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft. «Somit können wir sicher von einem Teilgeständnis des Hauptverdächtigen ausgehen.»

Medien nannten Hranov als Verdächtigten

Mit Bezug auf die Aussagen des Ex-Anlagechefs ist nun die Rede von «einem ehemaligen Verwaltungsratsmitglied» der Beteiligungsgesellschaft HBM BioVentures, eine auf Pharma-Investments spezialisierte Finanzunternehmung mit Sitz in Zug.

Diese hatte der ehemalige Finanzchef des Pharmamultis Roche, Henri B. Meier, ins Leben gerufen. Meier hatte unter anderem Rumen Hranov in den VR seiner HBM BioVentures berufen.

Die Zürcher Strafermittler untersuchen nun, ob der inhaftierte teilgeständige BVK-Anlagechef im Jahr 2001 einen «sechsstelligen Geldbetrag» von einem Mitglied dieses HBM-VRs entgegengenommen hatte.

Die Absicht dahinter könnte gewesen sein, dass die vermögende Pensionskasse in die HBM BioVentures investierte. Tatsächlich war die Zürcher PK mit viel Geld in verschiedenen Beteiligungsgesellschaften engagiert, darunter auch die HBM.

Dass Hranov eine spezielle Rolle im BVK-Fall spielen könnte, war bereits zuvor in verschiedenen Medienberichten umschrieben worden. Die NZZ am Sonntag vermeldete eine Hausdurchsuchung bei Rumen Hranov im Zusammenhang mit der PK-Affäre, die Wirtschaftssendung «Eco» des Schweizer Fernsehens war dem zuvor auf die Spur gekommen.
Kein Dementi der Oberstaatsanwaltschaft

Nun deuten Aussagen der Sprecherin der Oberstaatsanwaltschaft erstmals offiziell darauf hin, dass Investor Rumen Hranov einer von insgesamt acht Tatverdächtigten im Fall BVK sein könnte. «Dass es sich beim ehemaligen Verwaltungsrat der HBM BioVentures, gegen den ermittelt wird, um den in der Presse genannten Rumen Hranov handelt, dementieren wir nicht», sagt Corinne Bouvard.

Das Nicht-Dementi der Ermittlungsbehörden lässt aufhorchen. Andere Fragen, beispielsweise ob gegen weitere Verantwortliche der BVK ermittelt würde, werden konkret mit Nein beantwortet. Bei den neben dem Anlagechef insgesamt sieben Angeschuldigten handle es sich um Personen, die Mandate von der BVK erhalten respektive in deren Gesellschaften die BVK investiert hätte. Keine Antwort gab es auf die Frage, wer die 3. Person ist, die im BVK-Fall verhaftet worden ist.

Rumen Hranovs Pressesprecher sagte auf Anfrage, dass sich sein Mandant zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Affäre äussern möchte.


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