Angelsachsen halten CS fest im Griff

20minuten.ch (30. April 2010) – Nach den VR-Wahlen und der Berufung eines neuen Finanzchefs ist die Credit Suisse mehr denn je eine angelsächsische Bank. Nicht die Schweizer geben den Ton an, sondern die Amerikaner. Das sorgt für Konfliktstoff in der Boni-Debatte.

Hans-Ulrich Doerig führte viereinhalb Stunden lang abgebrüht und souverän durch die Generalversammlung. Der Präsident der Credit Suisse brachte sämtliche Vorschläge bei den Aktionären durch. Die hohen Boni wurden zwar von 30 Prozent der Eigentümer abgelehnt, ebenso wurde der für die Entschädigungen zuständige Verwaltungsrat mit einem schlechten Wahlresultat abgestraft. Doch Doerig, ein Urgestein der Schweizer Bankenlandschaft, war Herr der Lage.

Sobald die Kameras abgeschaltet und das Scheinwerferlicht gelöscht sind, übernehmen aber andere Leute das Steuer bei der CS. Das Sagen beim neuen Aushängeschild von Swiss Banking haben Ausländer, insbesondere die Angelsachsen.

7 von 12 CS-Konzernleitungsmitglieder stammen aus den USA und England

Im 15-köpfigen Verwaltungsrat sitzen neu ein junger Vertreter aus dem Erdöl-Emirat Qatar und der Chef des gebeutelten Versicherungsriesen AIG im obersten Gremium der Bank, während der Schweizer Ernst Tanner, Chef beim Schokoladenhersteller Lindt, zurückgetreten ist.

Damit stehen neu 9 Ausländer 6 Schweizern gegenüber. Die mit Abstand einflussreichste Fraktion innerhalb der Gruppe der Ausländer bilden die Angelsachsen mit 6 Vertretern.

Noch viel stärker ist das Gewicht der Angelsachsen im obersten operativen Gremium der CS. In der 12-köpfigen Konzernleitung stehen 7 Angelsachsen 5 Schweizern gegenüber. Von den 7 sind 6 Amerikaner.

Beim Siebten handelt es sich um den neuen Finanzchef, ein Brite, den den Schweizer Reto Fassbind ablöst. Die Gewichte haben sich somit auch in der Konzernleitung weiter zugunsten der Angelsachsen verschoben.

UBS hat einen ausgeglichenen Mix zwischen Angelsachsen, Schweizern und Europäern

Die zweite Schweizer Grossbank UBS weist in ihren obersten Führungsgremien keine solche Anhäufung aus. In ihrem VR sitzen 4 Schweizer, 4 Angelsachsen und 3 Europäer, in der Konzernleitung sind es 4 Schweizer, 6 Angelsachsen, 2 Europäer und ein Asiate. Insgesamt bilden die Schweizer zusammen mit den Europäern eine ebenbürtige oder wie im VR überlegene Fraktion.

Der angelsächsische Einfluss innerhalb der CS spielt eine wichtige Rolle in der Bonus-Debatte. Die Löhne für Topmanager und Spitzenhändler haben erst Ende der 90er-Jahre begonnen abzuheben, als die Angelsachsen zunehmend das Steuer übernahmen.

Dass sich heute trotz Dauerkritik kein Umdenken abzeichnet, dürfte ebenfalls auf die starke Position der Amerikaner zurückzuführen sein. Präsident Doerig toleriert dies nicht zuletzt wegen dem eigenen Salär. Letztes Jahr erhielt Doerig 6,5 Millionen Franken, Kaspar Villiger, sein Kollege bei der UBS, kriegte nur gerade etwas mehr als einen Zehntel davon.


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