Julius-Bär-Chef hat Selbstmord begangen

20minuten.ch (5. Dezember 2008) – Alex Widmer hat sich in der Nacht auf gestern das Leben genommen. Die Börse hat auf die Todesnachricht sofort reagiert: Die Bär-Aktie tauchte. Ob die wirtschaftliche Situation der Bank zum Selbstmord führte, ist aber nicht bekannt.Die Gründe für Widmers Entschluss, aus dem Leben zu scheiden, sind nicht bekannt. Der CEO der Bank Julius Bär war bis zuletzt aktiv und fällte bis vor kurzem operative Entscheide.Julius-Bär-Sprecher Jan Bielinski sagte: «Die Bank hat sich entschieden, die Umstände von Herrn Widmers Ableben nicht zu kommentieren. Das ist Privatsache der Familie.» Zwei unabhängige Quellen haben den Suizid gegenüber 20 Minuten Online bestätigt. Das Motiv des Suizids ist unklar. Eine Quelle geht von wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bank aus. Laut Bär-Sprecher Bielinski gibt es keinen Zusammenhang zwischen Alex Widmers Tod und Entwicklungen innerhalb der Bank.

«Der Inbegriff des Schweizer Private Bankers»

Alex Widmer trat 2005 in die Julius Bär Gruppe ein und war zunächst Mitglied der Konzernleitung und CEO Private Banking. Im November 2007 wurde er CEO der Bank Julius Bär und war massgeblich für den Aufbau des Geschäftsmodells verantwortlich. «Widmer war der Inbegriff des Schweizer Private Bankers», wie auch die Bank Bär in ihrer offiziellen Stellungnahme zum Ableben des CEOs schreibt.

Die Leitung der Bank Julius Bär wird Hans de Gier übernehmen, der im September 2008 als CEO der Julius Bär Gruppe zurücktrat, um sich auf seine Funktion als Chairman von GAM zu konzentrieren. Er kann dabei auf die volle Unterstützung der Geschäftsleitung der Bank zählen.

Börse reagiert auf den Tod des Topbankers

In Zürcher Bankenkreisen wird nach Widmers Ableben trotzdem über mögliche Probleme bei Julius Bär spekuliert. Die Aktie von Bär verlor im frühen Morgenhandel deutlich.

Alex Widmer hat Julius Bär auf einen aggressiven Expansionskurs geführt. In Singapur baute die Bank unter seiner Führung ein Zentrum mit über 200 Mitarbeitern auf. Widmer expandierte auch in Hongkong und an weiteren Standorten in Asien sowie in Europa und Lateinamerika. Auch in der Schweiz eröffnete Julius Bär in mehreren Städten neue Filialen. Erst gestern hat die Zürcher Bank eine Niederlassung im Engadiner Nobelort St. Moritz eingeweiht.

Unter Widmers Leitung verpflichtete Julius Bär Dutzende von neuen Kundenberatern. Der massive Ausbau der Vermögensverwaltung erhöhte die Kosten. Widmer stand im Ruf, Manager anderer Banken mit hohen Boni angelockt zu haben.

Hans de Gier wird Widmers Nachfolger

Alex Widmer stiess vor drei Jahren von der Grossbank Credit Suisse zur Julius Bär. Er hätte CEO der Gruppe werden sollen, wurde dann aber ins zweite Glied versetzt, als Bär von der UBS mehrere Privatbanken sowie eine Hedgefonds-Anbieterin für rund sechs Milliarden Franken übernommen hatte. Der langjährige UBS-Topmanager Hans de Gier wurde anstelle Widmers neuer Konzernchef, und dieser übernahm die Leitung der Vermögensverwaltung, aus der im vergangenen Jahr die juristische Einheit Bank Julius Bär und Widmer deren CEO wurden.

Hans de Gier, der im Sommer von seiner CEO-Funktion zurückgetreten ist, wird Nachfolger von Widmer.


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