Die UBS bittet um Vertrauen – Anleger zögern

20minuten.ch (17. Oktober 2008) – Ob die milliardenschwere Rettungsaktion der Eidgenossenschaft für die UBS glücken wird, ist offen. Die widersprüchliche Kommunikation der Führung hat Anleger und Öffentlichkeit verunsichert. Kann UBS-Präsident Peter Kurer das Steuer herumreissen?Es sind keine sechs Monate her, dass Peter Kurer, 59, zum neuen UBS-Präsidenten und Nachfolger des gescheiterten Marcel Ospel gewählt wurde. In der Basler Sankt-Jakobs-Halle machte der frisch gewählte Kurer am 23. April den Eigentümern der Grossbank ein grosses Versprechen: «Wir haben weiterhin eine gute Geschäftsfranchise, eine solide Verankerung in unserer Tradition und Vieles mehr, worauf wir stolz sein dürfen: unsere Marke, unsere globale Ausrichtung, unsere hervorragenden Mitarbeiter, unsere loyalen und vertrauensvollen Kunden und die Qualität unserer Investoren.»

Auch im August sah Kurer die UBS-Welt in guter Ordnung

Bei seinem Auftritt nach gut 100 Tagen im Amt zeichnete Peter Kurer die Lage ein weiteres Mal in Rosa. Am 12. August präsentierte er in Zürich das Ergebnis des zweiten Quartals. Einmal mehr musste die Bank einige Milliarden Abschreibungen auf faulen US-Wertpapierpositionen vornehmen.

Kurer, nun adrett mit randloser Brille und Kurzhaarschnitt statt mit wuchtiger Hornbrille und üppiger Haarpracht, sagte: «Die letzten drei Monate zeigten, dass wir unsere Probleme Schritt für Schritt lösten, sogar die grossen. Jeder unserer Geschäftsbereiche verfügt über eine starke Marktposition, so dass wir unser Schicksal selbst kontrollieren.»

Die dritte Fehleinschätzung

Vor zwei Wochen lud der UBS-Präsident zur nächsten Generalversammlung, der dritten in diesem Jahr. Er nutzte die Gelegenheit, bei den von einem 75-prozentigen Kurszerfall gebeutelten UBS-Aktionären um Vertrauen zu werben. «Wir alle waren Zeitzeugen der umwälzenden Entwicklungen der letzten 20 Tage», sagte Kurer am 2. Oktober, und schilderte kurz die Krise der Finanzindustrie mit dem Konkurs von Banken und die Rettungspläne der Regierungen.

Dann sagte Kurer: «Zahlreiche Banken haben nochmals frisches Kapital aufgenommen. Ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen berichten zu können, dass wir die UBS recht erfolgreich durch diese Turbulenzen manövrieren konnten. Unabhängige Beobachter bringen das damit in Zusammenhang, dass wir frühzeitig die grundsätzlichen Ursachen der Krise zu lösen begannen, einschliesslich einer zweifachen Kapitalaufnahme und weiterreichenden Änderungen im Geschäftsmodell.»

Alles anders

Zwei Wochen später ist Kurers Frohbotschaft Schnee von gestern. Im von der Bank gestern verschickten Communiqué zum staatlichen Rettungspaket über bis zu 68 Milliarden Franken Staatsgeld sagt Peter Kurer: «Wir danken der Schweizer Regierung und der Nationalbank für die Bereitschaft, eine an wirtschaftlichen Kriterien orientierte Lösung zu entwickeln, welche die Stabilität sowohl des schweizerischen Finanzsystems als auch jene von UBS unterstützen wird.»

Die NZZ wollte vom UBS-Präsidenten wissen, warum man ihm noch glauben soll. «Ich glaube, diese Aussagen waren im Zeitpunkt, als sie gemacht wurden, nach menschlichem Ermessen richtig», antwortete Kurer. «Die Situation ist immer schlimmer geworden, nicht die UBS-spezifische Situation, sondern das Umfeld, und in der Zwischenzeit sind wir in der grössten Finanzkrise seit der Grossen Depression.»

Investoren misstrauen UBS-Führung

Vielleicht täuscht sich der UBS-Präsident auch mit dieser Einschätzung. Die Investoren geben der Grossbank derzeit wenig Kredit. Nachdem die UBS-Aktie schon gestern an Terrain verloren hat, liegt sie auch heute deutlich im Minus. Derweil zeigt der Kurs der zweiten Schweizer Grossbank Credit Suisse, die sich bisher ohne Staatshilfe durch die Krise gerettet hat, nach oben. Die Frage liegt im Raum: Wie will die UBS das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern, Partnern und Bürgern zurückgewinnen, solange sie an der Spitze keinen echten Neuanfang wagt.


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