Wirbler Weber verunsichert UBS-Manager

Künftiger Präsident ist schon vor der Wahl aktiv. SonntagsZeitung, 11. März 2012

Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung der Grossbank UBS hatten diese Woche in Singapur Sitzung auf Sitzung. Zwischendurch wurden mit einer Musiktour durch die Zeit 150 Jahre UBS gefeiert. Mit von der Partie war auch der Deutsche Axel Weber, neuer UBS-Präsident. Der 54-Jährige übernimmt das Steuer an der Generalversammlung vom 3. Mai vom scheidenden Kaspar Villiger.

Weber, ein Ex-Chef der deutschen Bundesbank und bekannt als streitbarer Kopf, mag seine Aufgabe kaum erwarten. «Weber trifft sich schon heute mit grossen Kunden, ohne dass die Konzernleitung im Bild wäre», sagt eine UBS-Quelle mit Kontakt zur obersten Führung.

Laut einem zweiten UBS-Manager zeigen sich viele UBS-Spitzenkräfte verunsichert mit Blick auf die Ära unter dem wirbligen und polternden Weber. «Wir wissen nicht, was auf uns zukommt», sagt die Quelle. «Das verunsichert Teile der Belegschaft.» Ein UBS-Sprecher wollte keine Stellung nehmen.

Mit Weber als Präsident und Sergio Ermotti als CEO erhält die UBS eine möglicherweise problematische Führungskonstellation. Die bisher klare Rollenverteilung mit einem starken Konzernchef und einem unterstützenden VR-Präsidenten ist in Gefahr.

Unter Villiger war CEO Oswald Grübel unbestrittene Nummer 1. Zwei Monate nach seinem Ausscheiden im Zuge eines 2-Milliarden-Handelsverlusts machte Grübel, 67, sein Verständnis von Führung klar. «Welche Verantwortung für das Geschäft können Leute übernehmen, die sich viermal im Jahr treffen?», fragte der erfahrene Grossbanker in der «Basler Zeitung» und antwortete gleich selber: «Die Hauptaufgabe des VR ist und muss es sein, die Geschäftsführung einzusetzen und abzusetzen.»

Der Tessiner Ermotti, 51, könnte hingegen die Rolle als zweite Geige im UBS-Konzert akzeptieren. Ermottis Aufstieg bei der UBS zeigt, dass er für die eigene Karriere vieles in Kauf nimmt.

Ein Ermotti nahestehender Banker sieht keinen Konkurrenzkampf zwischen den zwei zukünftigen obersten Köpfen. «Weber trifft Kunden, Investoren und Regulatoren, das macht Sinn mit Blick auf seinen neuen Job», meint der Insider. «Weber wird den VR führen, Ermotti die Bank.»


Einen Kommentar schreiben