UBS trennt sich von Kommunikationschef

Nach 20 Jahren und mehreren Chefwechseln, die er alle überstand, geht mit Michael Willi ein Urgestein der Bank. Der Sonntag, 14. Oktober 2012

 

Die «Mitteilung von Sergio P. Ermotti und Ulrich Körner ging am Freitagmorgen an die 64 000 Mitarbeiter der Bank. «Chief Communication Officer Michael Willi verlässt UBS», lautete die Headline.

Die Personalie traf das Personal aus heiterem Himmel. Sie ist keine alltägliche. Willi war 20 Jahre lang bei der Grossbank und hatte alle Höhen und Tiefen des Finanzmultis in dieser Zeit eng begleitet. Er war der Kommunikationschef von Marcel Ospel, Peter Wuffli Marcel Rohner, Oswald Grübel, Peter Kurer und jetzt Sergio Ermotti.

Die Führung würdigt Willis Leistung und Persönlichkeit. «Er hat sich immer in den Dienst von UBS gestellt und die Interessen der Bank Einzelinteressen vorangestellt», schreiben sein direkter Vorgesetzter, Chief Operating Officer Ulrich Körner, und dessen Chef, CEO Ermotti, im internen Memo.

Willi bleibt oberster Kommunikationschef, bis die UBS einen Nachfolger gefunden hat, längstens bis Frühlings beginn 2013. «So lange bin ich voll zuständig», sagt Willi. «Nach 20 Jahren bei der Bank und 4 Jahren als globaler Chef für die Gruppen-Kommunikation freue ich mich auf Neues.» Dies könnten VR-Mandate und die Selbstständigkeit sein, sagt der Basler, der 1992 als Uni-Absolvent beim Bankverein auf der Pressestelle begonnen hatte.

Dem Abgang des obersten Kommunikators, der von den Wirren um das Swissair-Grounding über die Subprime-Milliardenverluste bis hin zum Machtkampf um die Grübel-Nachfolge vor einem Jahr alle Krisen im Amt überlebt hatte, war eine lange Phase der Unsicherheit vorausgegangen.

Bereits vor einigen Monaten wurde klar, dass Willis direkter Vorgesetzter Ulrich Körner als operative Nummer zwei der UBS einen Wechsel anstrebte. Ohne ihm fachliche Mängel oder konkrete Fehler vorzuwerfen, plante Körner eine Zukunft ohne den langjährigen und intern stark vernetzten Willi. Dieser gehörte zur erweiterten Geschäftsleitung und sass in den Konzernleitungssitzungen.

Von CEO Ermotti erhielt Willi keine Unterstützung, der überliess den Entscheid seinem Stellvertreter Körner. Dieser könnte zum Schluss gekommen sein, dass eine Blutauffrischung im strategisch wichtigen Bereich der Kommunikation und der weltweiten Werbung mit 250 Mitarbeitern und 250 Millionen Franken Budget guttun würde. Keine Rolle spielte offenbar VR-Präsident Axel Weber.

Der Wechsel in der intern und extern exponierten Position kommt zu einem heiklen Zeitpunkt. Bereits vor einigen Wochen gab die Bank den Abgang des Pressechefs für den Bereich Schweiz bekannt. Peter Hartmeier, ein Ex-Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» und funktionsmässig Globalchef Michael Willi unterstellt, liess sich vorzeitig pensionieren.

Damit sind die beiden wichtigsten Kommunikationsjobs der UBS derzeit unbesetzt. Für Hartmeier verpflichtete die Bank SBB-Kommunikationsleiter Stefan Nünlist, der im November übernimmt. Wer Willi ersetzen wird, ist hingegen noch offen. Derzeit existiert erst eine Shortlist, ohne dass ein Entscheid gefallen wäre.

Das Kommunikationsvakuum entsteht ausgerechnet zum Zeitpunkt, da in der Konzernleitung ein Gerangel losgegangen ist. Vor allem Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner pocht auf mehr Macht und Einfluss. CEO Sergio Ermotti lässt das bisher zu. Trotz seines nachsichtigen Führungsstils geniesst Ermotti weiterhin das Vertrauen von Präsident Weber.

Der Stellungsbezug findet vor der in wenigen Wochen zu erwartenden Kommunikation weitreichender Abbaupläne statt. Hintergrund ist der beschleunigte Ausstieg aus vielen Bereichen des Investmentbankings. Die UBS verabschiedet sich derzeit vollständig aus dem Eigenhandel. Die daraus folgend massive Restrukturierung im globalen Handelsgeschäft könnte allein in der Investmentbank mehrere tausend Stellen kosten.


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