UBS erhöht Gebühren massiv

Die Grossbank führt in der Schweiz Dauer-Hochpreise für Privat- und Firmenkunden ein, gleichzeitig ist ihre Performance bei der Verwaltung von Kundenvermögen bescheiden. Der Sonntag, 6. Mai 2012

Der UBS-Kunde traute seinen Augen nicht. Vor kurzem flatterte ihm für eine 08/15-Holdinggesellschaft mit 100 000 Franken Kapital eine saftige Gebührenrechnung ins Haus. Wegen Mehraufwands führe die UBS «eine Kontoführungsgebühr von CHF 500.– pro Quartal ein», liessen ein Direktor und sein Prokurist den Unternehmer wissen. «Die Gebühr wird quartalsweise im Voraus ihrem Konto belastet, erstmals per 30. Juni 2012 für das dritte Quartal», schoben sie nach.

2000 Franken für nichts und erst noch «upfront» – was für eine Frechheit, befand der Schweizer und drohte mit Abzug sämtlicher Gelder. Das betroffene Konto diene ihm und seinem ausländischen Partner nur zur Parkierung von Kapital, um für den Kauf von Beteiligungen bereit zu sein.

Die UBS begründet die neue Gebühr mit mehr Kontroll-Aufwänden. «Sitzgesellschaften mit ausländischen Begünstigten unterliegen einer genauen Überprüfung aufgrund geltender Richtlinien etwa des Geldwäschereigesetzes», sagt Sprecher Samuel Brandner. «Unsere Gebühren müssen nicht zuletzt diese Kosten decken.»

Die 2000 Franken sind Teil einer eigentlichen Preisoffensive. Diese zeigt nicht wie im Detailhandel und übrigen Konsumgeschäft nach unten, sondern nach oben.

Die neuen Dauer-Hochpreise der UBS Schweiz klingen nach Rap im Finanzslang: «Gebühr für Kunden mit Domizil Ausland von CHF 30/Monat», «Bearbeitungsgebühr bei Kreditkarten für Privatkunden (…) von 1 auf 1,75 Prozent», «Erhöhung der ATM-Gebühr im Ausland bei Kreditkarten auf 3,5 Prozent und mind. 10 CHF», «Minimalgebühren zur Zahlung ab Sparkonto (…) von CHF 2.30 auf CHF 5.30».

«Mit diesen Gebühren können die bei der UBS anfallenden Kosten abgedeckt werden, sie sind allerdings in keiner Weise grosse Ertragsförderer», hält die Bank fest. Im Binnen-Wettbewerb bewege man sich innerhalb der «Bandbreite der Konkurrenz». Entsprechend könne von Schröpfen der Kunden keine Rede sein, vielmehr gehe es darum, die Kosten der eigenen Infrastruktur korrekt zu verrechnen. «Unsere Gebühren reflektieren unsere Investitionen in eine laufend verbesserte Servicequalität», meint Sprecher Brandner. Will heissen: Qualität hat ihren Preis.

Die Preisoffensive könnte Hunderttausende von UBS-Kunden treffen. In der 8-Millionen-Schweiz habe jeder dritte Haushalt eine Beziehung zur UBS, zudem machten 40 Prozent der Firmen, darunter viele kleine und mittlere, Geschäfte mit der Nummer 1 im Land, die mit 23 000 Angestellten drittgrösster privater Arbeitgeber hinter Migros und Coop sei, meint die Bank.

Sollte die UBS gehofft haben, dass ihre Aufschläge unbemerkt durchgehen würden, hat sie sich getäuscht. An der Generalversammlung vom Donnerstag zeichneten Aktionäre das Bild einer Wucherfirma. Ein Unternehmer sprach von einer UBS-Offerte, die im Konkurrenzvergleich 11-mal teurer gewesen sei. Der scheidende UBS-Präsident Kaspar Villiger verwies darauf, dass die Bank «Weltspitze im Research» sei. «Etwas Gutes kostet auch etwas», meinte Villiger lapidar, konzedierte dann aber, dass solche Preisdifferenzen schon etwas viel wären. Umso wichtiger sei das Projekt «Industrialization», mit dem die UBS ihre Kosten in den Griff kriegen wolle.

Vehement wehrt sich der Global Player gegen den Verdacht, seine mangelhafte Performance an den Märkten durch saftige Gebührenerhöhungen im Heimmarkt zu kompensieren. Doch die Entwicklung der verwalteten Vermögen im ersten Quartal spricht nicht für eine tolle Anlage-Leistung für die Kunden. Die «Assets under Management» stiegen von 2088 auf nur 2115 Milliarden Franken, ein Mini-Plus um 1,3 Prozent. Zur gleichen Zeit zeigten die Börsen fast überall nach oben: Der SMI legte von Anfang Januar bis Ende März um 5 Prozent zu, der Dow Jones ging um 7,6 Prozent nach oben, der breit gefasste S & P 500 schoss gar um fast 12 Prozent in die Höhe.

«Die Assets under Management dem SMI-Plus gegenüberzustellen, greift zu kurz», verteidigt UBS-Mann Brandner die dürftige Rendite. Wegen Staatsverschuldungen flüchteten viele Kunden in sichere, aber renditeschwache Papiere oder hielten viel Cash, der fast nichts abwerfe. Ausserdem leide das ausgewiesene Gesamtvermögen unter dem starken Franken. Anlagen in Fremdwährungen würden weiterhin tendenziell sinken.

Doch selbst mit dem eigenen Geld brachte die UBS nicht viel zustande. Stellt man den Reingewinn von 827 Millionen im ersten Quartal den risikogewichteten Anlagen von 211 Milliarden gegenüber, resultiert eine Mini-Rendite von 0,4 Prozent. Sogar mit dem operativen Gewinn ohne Sonderfaktoren von 2,2 Milliarden kommt die Bank nur auf gut 1 Prozent. Schweizer Staatsanleihen warfen leicht weniger ab, solche von Deutschland hingegen deutlich mehr.


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