CS stellt Weichen in Singapur

Nach dem Asset Management wird auch die Vermögensverwaltung Federn lassen müssen. Der Sonntag, 26. August 2012

In der neuen Woche steht die nächste wichtige Verwaltungsratssitzung der Credit Suisse an. Diesmal treffen sich die Lenker der Grossbank in der asiatischen Steueroase Singapur, wo die CS grosse Operationen unterhält. Zufälligerweise also an jenem Ort, der in der Polemik aus Deutschland gegen die Schweizer Banken immer wieder genannt wird.

Im Zentrum der Sitzung: Die Umsetzung der Kapitalstärkungsmassnahmen von Mitte Juli. Damals hatten CS-Präsident Urs Rohner und CEO Brady Dougan verschiedene Massnahmen angekündigt, um das viel zu dünne Eigenkapital der Bank um über 15 Milliarden anzuheben. Einiges hat die Bankbereits umgesetzt. So konnte die CS mehrere Milliarden Pflicht-Wandelkapital im Markt aufnehmen und eine gute halbe Milliarde beim Management abholen, das aufgeschobene Cash-Boni in Aktien umgetauscht hat.

Die Geldaufnahme entpuppte sich als der einfachere Teil einer der komplexesten Kapitalerhöhungen eines Schweizer Finanzmultis. Nun wirds schwierig. 1,1 Milliarden Franken Frischkapital muss die CS durch Verkäufe von Geschäften hereinholen, wenn sie sich an ihre eigene Marschtabelle halten will. Hinzu kommt eine weitere halbe Milliarde durch das Abstossen eigener Liegenschaften. Alles im Plan, heisst es bei der CS, sämtliche angekündigten Aktionen würden umgesetzt. Bis Ende Jahr will sie die versprochenen 15,3 Milliarden Mehrkapital im Trockenen haben.

Die grösste Herausforderung könnte die über 1-Milliarde-Devestition im Asset Management sein. Mit der Idee, sich von Bereichen zu trennen, die nicht mehr zur Strategie der Division passen, ist es nämlich nicht getan. Damit kommt die CS nicht auf die benötigten Erlöse, wie Recherchen zeigen.

Die Rede ist vom Private Equity, ein Geschäft, das wenig liquide ist und in Zukunft mehr Kapital binden dürfte. Dieses galt bei der Neupositionierung des Asset Managements im Jahr 2009 als zukunftsträchtiges Geschäft. Nun soll es mit einem saftigen Gewinn veräussert werden.

Eine simple Rechnung zeigt, dass die Bank allein dadurch höchstens ein paar hundert Millionen an Kapital hereinholen kann. Das Asset Management als Ganzes verdiente 2011 gut 550 Millionen Franken vor Steuern. Geht man davon aus, dass rund das Zehnfache des Gewinns bezahlt wird, dann liegt der Wert der kleinsten der drei CS-Divisionen bei 5 bis 6 Milliarden Franken.

Entsprechend müsste das Private Equity gegen 20 Prozent des ganzen Asset Managements ausmachen, um auf die anvisierte Milliarde zu kommen. Das tut es nicht. Private Equity ist lediglich ein Teil der alternativen Investments, die zusammen mit den Fonds und anderem die Division ausmachen.

Die CS betont, dass mit dem Verzicht aufs Private-Equity-Geschäft viel Kapital frei würde, was die Gesamtrechnung positiv beeinflusse. Trotzdem ist absehbar, dass weitere Verkäufe in anderen Bereichen nötig werden könnten. Und das nicht zu knapp. Die CS könnte gezwungen sein, Filetstücke abzustossen, um Gewinne im Umfang von mehreren hundert Millionen zu verbuchen.

Im Investmentbanking sind erfolgversprechende Veräusserungen derzeit Wunschdenken. Dort bleibt der Bank allein, Geschäfte und Risiken herunterzufahren. Also rückt das Private Banking in den Fokus. Dort verfügt die CS über viel Substanz. Kommt es zu Verkäufen des Tafelsilbers in der CS-Paradedisziplin, wäre das ein weiteres Indiz dafür, dass die Bank Kapital um jeden Preis benötigt.


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