Basler KB lässt Betrugsvorwürfe untersuchen

Der Sonntag, 29. April 2012

Am Rheinknie herrscht Alarmstufe rot. Die Basler Kantonalbank (BKB) ist nach den Angriffen der US-Justiz jetzt auch in den Strudel eines grossen Betrugsfalls rund um die Aargauer Vermögensverwalterin ASE Investment geraten. Die BKB ist eine wichtige ASE-Depotbank.

Die bedrängte BKB-Spitze wählt die Flucht nach vorn. «Wir haben entschieden, die Vorwürfe um die ASE durch einen unabhängigen Spezialisten abzuklären», sagt BKB-Sprecher Michael Buess. Der externe Prüfer erhalte uneingeschränkten Zugriff zu allen Dokumenten und Mitarbeitern.

Beim Fall ASE könnte es sich um einen grossen Betrugsfall handeln, bei dem der Zürcher Ableger der BKB an vorderster Front eine Rolle gespielt haben dürfte. Laut einem Anwalt mit ASE-Kunden, der nur anonym Auskunft gibt, bestanden «offensichtlich» freundschaftliche Beziehungen zwischen den ASE-Verantwortlichen und den Zuständigen bei der Zürcher BKB. Seine Kanzlei habe 260 Kunden angeschrieben, die über neun Vermittler bei der ASE gelandet seien. Sämtliche Gelder seien von der BKB in Zürich betreut worden. «Viele Kunden legten substanzielle Beträge an», sagt der Anwalt. Der «Tages-Anzeiger» berichtete am Freitag von einer ASE-Kundin, von deren 600 000 Franken noch 9500 Franken übrig sein sollen.

Andere ASE-Kunden beauftragten den Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer. Der sieht schwere Versäumnisse bei der BKB und den Depotbanken Swissquote, Luzerner KB und SaxoBank. «Mich stört, dass niemand reagierte, obwohl längst vor den Machenschaften der ASEInvestment gewarnt worden war.» Fischer verweist auf den «K-Tipp», der 2009 einem Leser, der von einer Vervielfachung eines ASE-Portfolios gehört hatte, von einem Investment abriet.

Trotzdem wurde die BKB-Zentrale in Basel erst vor Monatsfrist hellhörig. Ein ASE-Kunde, dessen Gelder bei der BKB lagen, zeigte den Verantwortlichen unterschiedliche Auszüge für das gleiche Konto, sagt ein BKB-Mann. «Der BKB-Online-Auszug zeigte ein völlig anderes Bild als der BKB-Beleg, den der Kunde von der ASE erhalten hatte.» Die Bank vermutete Urkundenfälschung und reichte Strafanzeige ein. Am Dienstag verhafteten die Behörden den ASE-Chef. Die ASE ist der Finma unterstellt – diese entzog den Verantwortlichen die Kontrolle. Für Fischer ist die Sache für die BKB nicht ausgestanden. «Wir reichen ebenfalls Strafanzeige ein, um an alle Informationen heranzukommen», sagt er. «Zudem behalten wir uns weitere Klagen gegen alle Involvierten vor. Die BKB und andere Depotbanken könnten möglicherweise ihre Sorgfaltspflichten verletzt haben.»

Ihr Zürcher Ableger wird für die BKB-Chefs zunehmend zum Albtraum. Sowohl Anwalt Fischer als auch der zweite von ASE-Kunden mandatierte Jurist bestätigen, dass der stellvertretende Leiter der Zürcher Repräsentanz zuständig war für die ASE Investment. Die Zürcher Filiale ist auch dafür verantwortlich, dass die BKB auf dem Radar der USA gelandet ist, hat sie doch mehrere hundert Millionen Franken Schwarzgeld von US-Kunden angenommen – und dies erst nach 2008, als die UBS wegen ihrer Steuerumgehungspraxis bereits am Pranger stand.


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