Vergeltung im Intranet

Privatbank Julius Bär wirft Ex-Manager Elmer vor dem Prozess Morddrohungen und Fälschungen vor. SonntagsZeitung, 16. Januar 2011

Obwohl ihr Ex-Kadermann Rudolf Elmer die Bank seit Jahren kritisiert, hat die Privatbank Julius Bär lange geschwiegen. Kurz vor dem Prozess gegen Elmer, der wegen Nötigung und Bankgeheimnis-Verletzung am Mittwoch vor Gericht steht, stellt sie ihre Sicht der Dinge klar.

Sie stellt ihren Mitarbeitern im Bär-Intranet «Hintergrundinformation zum Prozess gegen Rudolf Elmer» zur Verfügung. Die Bank bezeichnet darin den 55-jährigen Elmer als Ex-Manager, der – «frustriert über nicht erfüllte Karrierehoffnungen» – nach seiner Entlassung «mit einer persönlichen Droh- und Hetzkampagne gegen Julius Bär» startete.

Ziel sei es gewesen, Bank und Kunden öffentlich zu «diskreditieren». «Zu diesem Zweck verbreitete Elmer haltlose Vorwürfe und spielte unter anderem den Medien, später auch Wikileaks, Dokumente zu, die er sich unrechtmässig angeeignet» hätte. Zur «Kampagne» hätten «gefälschte Dokumente und Morddrohungen gegen Mitarbeiter» gehört.

Dass Bär ihre Zurückhaltung aufgibt, begründet ein Sprecher wie folgt: «Herr Elmer breitet seine Version offen und ausführlich in den Medien aus. Da finden wir es wichtig, eine möglichst faktentreue Sicht der Dinge dagegenzustellen.»

Elmer war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Öffentlich tritt er als «Whistleblower» auf und plant vor seinem Prozess einen gemeinsamen Auftritt mit Wikileaks-Gründer Julian Assange in London.

Einem Juristen habe Elmer die Hinrichtung angekündigt

Elmer hatte als Kadermann des damaligen Bär-Ablegers auf der Karibikinsel Cayman Zugang zu Kundendaten und anderen Interna. Nach Vorfällen mussten sich alle Mitarbeiter einem Lügendetektortest unterziehen, wogegen sich Elmer wehrte. Ende 2002 wurde er entlassen. Im Juni 2005 wurde bekannt, dass Steuerämtern eine CD mit Geheimdaten der Bank Bär zugespielt worden war. Elmer wurde verhaftet, eine Disc mit dem Titel «Ruedi Daten 31. 12. 02» sicherstellt.

In ihrer Anklage werfen die Ermittler Elmer nicht nur Bankgeheimnisverletzung vor, sondern auch Nötigung. 2004 habe er die Daten für 50 000 Dollar Julius Bär zum Kauf angeboten und gedroht, dass es bei Einschaltung der Polizei zu einem «Schlamassel» käme. Einem Ex-VR von Bär Cayman habe Elmer 2005 gedroht, Kriminelle auf dessen Frau zu hetzen. 2007 habe Elmer einem Bär-Juristen per Mail dessen «Hinrichtung» angekündigt.


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