UBS wollte Grübel loswerden

VR leitete Suche nach einem Nachfolger für den Ex-CEO frühzeitig ein. SonntagsZeitung, 6. November 2011

Oswald Grübel und Teile des UBS-Verwaltungsrats lagen sich lange vor dem Derivate-Debakel von London in den Haaren. Das bestätigen zwei Quellen unabhängig voneinander. «Grübels Kritiker im VR setzten durch, dass schon im August extern nach einem Nachfolger gesucht wurde», sagt ein hoher UBS-Manager. Das Suchmandat ging bereits damals an die bekannte Schweizer Headhunterfirma Egon Zehnder.

Das ist brisant. Bisher ging man davon aus, dass die Suche nach einem Grübel-Nachfolger erst nach dessen Rücktritt im Zuge eines 2-Milliarden-Verlusts im September ausgelöst wurde.

Grübel bestätigt, dass der VR das Suchmandat im Sommer beschlossen hatte. «Das geschah im vollen Wissen von mir», sagt Grübel der SonntagsZeitung. Nichts sei in der Bank beschlossen worden, ohne dass er darüber im Bild gewesen sei.

Umstritten ist, auf welchen Zeitpunkt Grübel abgelöst werden sollte. Laut der UBS-Quelle strebten Teile des VR eine Nachfolgeregelung per 2012 an. Für die Bestimmung seines Nachfolgers habe es «keine zeitliche Vorgabe» gegeben, sagt hingegen Grübel. «Wenn der VR einen externen Crack gebracht hätte, hätte ich mich sicher nicht gegen einen Wechsel gewehrt.»

Grübel favorisierte einen internen Nachfolger

Der Streit habe sich um die Frage gedreht, ob die UBS intern fähige Spitzenleute habe, sagt die Quelle. Grübel habe auf Sergio Ermotti gesetzt, den jetzigen Ad-interim-Chef, sowie Investmentbank-Chef Carsten Kengeter und Stabschef Ulrich Körner. «Grübel hielt nichts von Superstars», sagt die UBS-Quelle. «Während bei den internen Kandidaten Stärken und Schwächen bekannt seien, würden Mankos von Externen erst später erkannt, war GrübelsMeinung.» Trotzdem habe ein Teil des VR einen externen Mann an die UBS-Spitze holen wollen.

Nun könnte der Wunsch von Grübel nach einem CEO aus den eigenen Reihen in Erfüllung gehen. Diese Woche hat der Nominationsausschuss unter Vorsitz von Präsident Kaspar Villiger über die Nachfolgefrage getagt. Favorit ist Ermotti. Seine definitive Wahl könnte auf den UBS-Investorentag in anderthalb Wochen hin bekannt gemacht werden, sagt die Quelle. Für die Bank sei die Interimslösung schlecht. Glaubwürdigkeit als oberster Chef habe nur ein definitiv ernannter CEO.

Grübel habe sich nicht nur in der CEO-Nachfolge mit dem VR gestritten, sagt ein externer Vertrauter des Ex-UBS-Chefs. Auch mit Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey sei er im Dauerclinch gelegen. Schwierig für Grübel seien aber vor allem David Sidwell und William Parrett gewesen. Die beiden Verwaltungsräte hätten Grübel ins Operative hineingefunkt. Mit Ann Godbehere, einer früheren Swiss-Re-Managerin, hätten Sidwell und Parrett eine Seilschaft gebildet, sagt der Insider. Bestätigt wird das durch die Aussage der internen UBS-Quelle: «Die Angelsachsen im VR wollten die Investmentbank schneller und stärker reduzieren als Grübel.»

Die Abnützungsschlacht mit einzelnen Verwaltungsräten habe Grübel nach dem London-Crash davon abgehalten, das Angebot des Verwaltungsrates anzunehmen. Dieses lautete, einige Monate im Spitzenamt zu bleiben, bis ein definitiver Nachfolger gefunden wäre. Grübel lehnte ab.

Das brachte den VR in Zugzwang. Präsident Villiger wollte Sergio Ermotti als definitiven CEO installieren. Doch die Angelsachsen-Fraktion habe darauf beharrt, den eingeleiteten Suchprozess zu Ende zu führen, sagt die interne UBS-Quelle. «Einen echten Superstar haben sie aber bisher nicht gebracht.»


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