Grübels gefährliches Zinsgeschäft

Experten fordern einen Neuanfang oder die Abspaltung des UBS-Investmentbankings. SonntagsZeitung, 29. Mai 2011

«One Bank» nennt sich die UBS seit Jahren. Aber erst CEO Oswald Grübel hat das Vorhaben umgesetzt. «Unter Grübel hat die Bank ihre Bereiche weitgehend integriert», sagt Markus Granziol, Ex-UBS-Spitzenmann und heute unabhängiger Vermögensverwalter. Der Nachteil: Die Risiken im Investmentbanking schlagen noch leichter auf den Konzern durch, weiss Granziol, bis 2002 selber Chef der Investmentbank. «Das erklärt die Angst der Aufseher.»

Bern fordert 19 Prozent Eigenkapital für die UBS und die CS, mehr, als ausländische Behörden von ihren Grossbanken verlangen. Gemäss «Wall Street Journal» prüft die UBS deshalb die Abspaltung der Investmentbank. Sie sei mit den Schweizer Vorschriften nicht mehr rentabel zu führen. «Dies sind Spekulationen, die wir nicht kommentieren», sagt ein UBS-Sprecher. Die Bank stehe «nach wie vor voll hinter dem integrierten Geschäftsmodell».

Laut dem Zürcher Finanzprofessor Martin Janssen genügt eine juristische Abspaltung nicht. «Wenn schon trennen, dann richtig – mit zwei Firmen, zwei kotierten Aktien, marktwirtschaftlichen Verträgen und voneinander unabhängigen Leitungsteams», fordert er. «Nur so sind die Risiken sauber entflechtet.» Vermögensverwaltung und Investmentbank seien zu seiner Zeit faktisch getrennt gewesen, sagt Granziol. Das habe einen Schutzwall geschaffen, den Grübel niedergerissen habe.

Gefährlich ist laut Granziol und anderen Beobachtern, dass Grübel das Fixed Income pusht, also das Zinsgeschäft, mit dem die alte UBS im US-Hypothekenmarkt Schiffbruch erlitten hat.

Granziol erlebt ein Déjà-vu. «Das enorme Bilanzwachstum, die Risikoaufblähung und die enormen Verluste in den Jahren 2008 und 2009 waren die Folge der UBS-Strategie, im Fixed Income zu einer führenden globalen Investmentbank zu werden», sagt Granziol. Das sei schon damals «fragwürdig» gewesen und sei es auch heute noch. «Wer – ausser dem UBS-Management – glaubt im Jahr 2011 an eine erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie? Niemand», ist Granziol überzeugt.

Die UBS-Aktie hat im Wochenverlauf trotz den Abspaltungsgerüchten praktisch unverändert geschlossen. Die aktuellen gut 16 Franken sind ein Bruchteil des einstigen Höchststands.

Nur 10 Milliarden Eigenkapital für die Vermögensverwaltung

Immerhin kann Grübel erste Erfolge im Fixed Income vermelden: 1,8 Milliarden Franken Gewinn im 1. Quartal, doppelt so viel wie im Vorquartal. Das Problem ist, dass die Investmentbank und dort insbesondere das Fixed-Income-Geschäft den grössten Teil des Eigenkapitals bindet. Per Ende März wies die UBS 29 Milliarden Eigenkapital für ihre Investmentbank aus. Für die Vermögensverwaltung (ohne USA) waren es nur 10 Milliarden Franken.

Die Investorenstiftung Ethos errechnete, dass sich der Kapitaleinsatz nicht lohnt. Das ökonomische Minus inklusive 11 Prozent kalkulatorischen Zinses auf das Eigenkapital habe seit 2004 bei der UBS 57 Milliarden betragen. Bei der CS, die erfolgreicher durch die Subprime-Krise gekommen war, seien es 7 Milliarden gewesen.

Solche Zahlen stärken die Kritiker. «Eine Rückkehr zur alten Strategie kann nicht die Antwort sein», sagt Granziol mit Blick auf Grübels Fixed-Income-Offensive. «Es scheint an einer glaubwürdigen Vision zu fehlen.»


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