Fehltritt von CS-Tochter

Clariden Leu verunglimpft EFG Bank. SonntagsZeitung, 22. Mai 2011

So etwas habe er noch nie erlebt, ereifert sich ein Vertreter der Zürcher EFG Bank. Konkurrenzschwächen ausnutzen, why not, aber verunglimpfen?

Was ist passiert? Kürzlich bezeichneten Berater der Clariden Leu (CL), einer 100-Prozent-Tochter der CS, die EFG Bank gegenüber Kunden als «zweites Lehman». Die Wallstreet-Bank ging im Herbst 2008 unter und zog das weltweite Finanzsystem in den Abgrund. Die EFG-Gruppe ist eine Privatbank mit Sitz in Zürich und weltweit 2400 Angestellten. Von CL-Kunden, die auch zur EFG eine Beziehung unterhalten, erfuhr die Bank von der Verunglimpfung. Sie protestierte an oberster CL-Stelle und verlangte Genugtuung.

Clariden-Leu-Sprecherin Tanja Kocher bestätigt, dass «wir mit der EFG in Kontakt stehen». Zur Sache will sie sich nicht äussern. Ein EFG-Vertreter lehnte eine Stellungnahme ab. In den Augen der EFG Bank handelt es sich laut einem Insider um einen klaren Fall von Rufschädigung.

Geschäftsleitung soll Quelle der Verunglimpfung gewesen sein

Die CL akzeptierte diese Woche einen weitreichenden Vergleich, um die Angelegenheit nicht weiter eskalieren zu lassen, wie zwei Insider mit Kontakten zu den jeweiligen Banken bestätigen.

Erstens muss die CL allen Kunden, denen gegenüber sie sich negativ über die Konkurrentin äusserte, ein mit der EFG abgesprochenes Wording zustellen. Darin muss die CL auf das A-Rating und die Solidität der Bank hinweisen und ihre negativen Aussagen zurücknehmen. Dass die CL auch eine finanzielle Geste leisten muss, wird von Kocher nicht dementiert.

Der Ursprung der Anschwärzung soll in der CL-Geschäftsleitung liegen, sagt ein Insider. Dort sei die EFG Bank als «Lehman case» bezeichnet worden, worauf intern die Solidität der Privatbank analysiert worden sei. Danach habe das Lehman-Wort im CL-Private-Banking zuerst in internen Mails und später in Kundenkontakten die Runde gemacht.


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