Ermottis Plan steht

Der interimistische UBS-Chef bindet die US-Investmentbanker zurück. SonntagsZeitung, 23. Oktober 2011

UBS-CEO Sergio Ermotti wagt den Hosenlupf mit den US-Investmentbankern. Obwohl nur Interimschef, hat der Tessiner in diesen Tagen entschieden, die Investmentbank zurückzubinden und in den Dienst der Vermögensverwaltung zu stellen. Das sagt ein mit Ermottis Plan vertrauter UBS-Manager. Ermotti zeige damit seinen Führungswillen.

Die neue UBS wird am Investorentag in gut drei Wochen im New Yorker Nobelhotel Astoria Waldorf präsentiert, wo ein Kingsize-Zimmer 1000 Dollar die Nacht kostet. Bis dahin dürften frustrierte Investmentbanker Bad News streuen. «Da müssen wir durch», sagt der Informant. Das «Wall Street Journal» berichtete bereits am Freitag von Massenentlassungen im UBS-Investmentbanking.

Mit der Zurückbindung der Investmentbank, die Ermotti-Vorgänger Oswald Grübel fast wieder so gross wie vor der Krise von 2008 gemacht hatte, ist eine deutliche Reduktion der Gewinnziele verknüpft. Die Eigenkapitalrendite werde neu zwischen 10 und 15 Prozent liegen, sagt der UBS-Kadermann, 5 Prozent tiefer, als dies Grübel anvisiert hatte. Ein absolutes Gewinnziel werde es unter Ermotti nicht geben.

Die UBS-Investmentbank werde aber nicht zerschlagen. «Wir geben lediglich den Anspruch auf, eine weltweit führende Investmentbank zu sein», sagt der Insider. In gewissen Bereichen wolle die Bank spitze bleiben, so im globalen Devisengeschäft und im weltweiten Aktienhandel.

Doch Ermotti stelle die Investmentbanker in den Dienst der Vermögensverwaltung. Es gehe darum, den sehr vermögenden Privatkunden Investmentbank-Angebote aus dem eigenem Haus anzubieten. Ein Zukauf dieser Leistungen bei Drittanbietern, wie dies Kritiker vorschlagen, sei keine Alternative. «Wir würden diese Topkunden an unsere Konkurrenten aus Europa und den USA verlieren», sagt der Informant.

Nächsten Dienstag präsentiert Ermotti das Ergebnis für das dritte Quartal. Böse Überraschungen sollten ausbleiben. Nach dem 2-Milliarden-Verlust von London sprach die UBS von einem «moderaten» Gewinn. Die ZKB rechnet mit gut 200 Millionen Quartalsgewinn, Vontobel mit etwas mehr. Der Hauptgrund sind Buchgewinne, die ironischerweise aus der sinkenden Kreditwürdigkeit resultieren.

Europa-Kunden ziehen Gelder von der UBS ab

Zufrieden ist die Bank offenbar mit der US-Vermögensverwaltung. Das Geschäft gilt seit Jahren als Sorgenkind, nun befänden sich die Gewinne im Steigflug, sagt der UBS-Kadermann. Auch in Asien mache die Bank ansehnliche Gewinne. Hingegen zögen Europa-Kunden im Zuge von Steuerregelungen Gelder ab.

Zum Fall Adoboli will die UBS nichts sagen. Die Londoner Strafbehörden würden detaillierte Informationen nicht zulassen, sagt die Quelle. Eine zentrale Frage ist, wie weit nach oben Adobolis Scheintransaktionen bekannt waren. Dessen Anwälte könnten die Verteidigung auf dem Vorwurf aufbauen, seine Vorgesetzten hätten um das Tun gewusst. Tatsächlich hätten Manager rund um Adoboli bemerkt, dass es der 31-Jährige «nicht immer so genau» nehme, sagt der Informant.

Adoboli war Co-Leiter des kleinen Delta-1-Desks, das mit gewissen Aktien-Derivaten handelt. Der zweite Co-Leiter ist seit dem Vorfall suspendiert. Dieser und weitere Manager gelten offenbar als Mitwisser. «Eine Verschwörung zwischen Adoboli und seinen Chefs hat es aber nicht gegeben», sagt der Insider.

Die operationellen Risiken der UBS sind durch den Adoboli-Crash sprunghaft angestiegen, weil die Risikomodelle, die einen solchen Fall zuvor ausgeschlossen hatten, neu austariert wurden. Das wirkt sich negativ auf die risikogewichteten Aktiven und auf die Kapitalquote der UBS aus.

Im internationalen Vergleich stand die Grossbank mit einer Kernkapitalquote von 16,1 Prozent per Mitte Jahr gut da. Sie dürfte eine Zeit lang auf diesem Niveau verharren.


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