Deutsches Alphatier

Zwischen neuem VR-Chef Weber und CEO Grübel sind Konflikte programmiert. SonntagsZeitung, 3. Juli 2011

Am 23. Februar trat Axel Weber beim Schweizerischen Institut für Auslandforschung auf. Initiiert hatte den Vortrag des langjährigen Bundesbank-Präsidenten Philipp Hildebrand, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). In der gefüllten Aula der Uni Zürich sass auch UBS-Präsident Kaspar Villiger. Hildebrand lud danach alle wichtigen Gäste ins Nobelhotel Baur au Lac. An seinen Tisch platzierte er Axel Weber und Villiger. Es war das erste Treffen des UBS-Präsidenten mit dem Deutschen.

Ein paar Wochen später rief Villiger, 70, den 16 Jahre jüngeren Weber an, um mit ihm über seine Nachfolge zu sprechen. Ermuntert durch SNB-Chef Hildebrand, habe Villiger Weber kontaktiert, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person zur SonntagsZeitung.

Die UBS bestätigt, dass Villiger und Weber am 10. Mai über das UBS-Präsidium sprachen und rasch handelseinig wurden. Hildebrand, 47, lobte Weber am Freitag als einen der «wichtigsten Partner im Rahmen der gemeinsamen Anstrengungen» in der grossen Finanzkrise.

Axel Weber könnte Grübels Strategie hinterfragen

Hildebrand pflege mit Weber regen Austausch, sagt die Quelle. Der SNB-Chef, der seit der Krise auf strenge Vorschriften bei UBS und CS drängt, habe gewusst, dass Weber Interesse am UBS-Präsidium haben könnte. Weber wurde seit seinem überraschenden Rücktritt als Bundesbank-Präsident im Februar als Chef der Deutschen Bank (DB) gehandelt. Nun erleide die DB bei ihrer Suche nach einem neuen CEO «einen Rückschlag», sagt Analyst Dirk Becker von Kepler Landsbanki.

Eine zentrale Aufgabe für Axel Weber wird die Suche nach einem Nachfolger für UBS-CEO Oswald Grübel sein. Grübel, 67, könnte in zwei bis drei Jahren zurücktreten. Weber und Grübel sind Alphatiere. «Axel Weber ist ein Kraftpaket, beruflich ausgewiesen, persönlich engagiert», sagt Niklaus Blattner, bis 2007 SNB-Vize. «Er sagt immer seine Meinung, wobei es ihm darum geht zu überzeugen.» Weber und Grübel könnten aneinandergeraten. «Sollte es 2013 zu einer Zusammenarbeit mit dem dominanten Oswald Grübel kommen, wird die Konfliktfähigkeit beider stark gefordert werden.»

Grübel verhält sich auffällig still. Das war im Frühling 2009 anders, als Kaspar Villiger zum UBS-Präsidenten bestimmt wurde. Er habe Villiger zu diesem Schritt animiert, sagte er damals.

Weber könnte auch Grübels Strategie hinterfragen. Laut einem UBS-Insider lag vor kurzem ein Plan auf dem Tisch des CEOs, die Investmentbank vom Mutterhaus abzuspalten und zu verkaufen oder zu verselbstständigen. Grübel soll das Vorhaben verworfen haben.

Tatsächlich diskutierten UBS-VR und -Konzernleitung am Jahres-Strategieseminar in New York am vorletzten Mittwoch über das Investmentbanking, sagt ein hoher UBS-Manager. Abspaltung oder Verkleinerung der Investmentbank standen zur Debatte. Für eine erfolgreiche Zukunft der Vermögensverwaltung sei eine starke Investmentbank nötig, lautete der Beschluss.

Doch die Zukunft verkörpert nun Axel Weber. Der sagte gestern der NZZ, dass nach erfolgreichem Turnaround die Weiterentwicklung der strategischen Perspektiven anstehe.

Grübels riskante Investmentbank, die viel Eigenkapital braucht, schreckt Investoren ab. Der Aktienkurs dümpelt seit einem halben Jahr zwischen 14 und 19 Franken, weit weg von Grübels Ziel. Mit Axel Webers Verpflichtung stieg der Titel um 2,4 Prozent.

Ex-SNB-Mann Blattner sieht Chancen für die höhere Gewichtung der Vermögensverwaltung. «Axel Weber stand bisher aufseiten der Zentralbanken und engagierte sich für die Finanzstabilität. Wird die UBS mit Weber auf die Vermögensverwaltung fokussieren und dem stabilitätsgefährdenden Investmentbanking den Rücken kehren? Zu hoffen wäre es.»

Kritik an Weber kommt vonseiten von Aktionärsvertretern. «Villigers 1,5 Millionen Franken sind o. k., doch Axel Webers 5 Millionen sind zu viel», sagt Ethos-Chef Dominique Biedermann. Roby Tschopp von Actares lehnt Webers Antrittsbonus von 2 Mio Franken und 200 000 UBS-Aktien ab, Anti-Abzocker Thomas Minder stört sich an Webers Pass. «Der VR-Präsident einer Schweizer Grossbank muss ein Schweizer sein.»


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