So sieht «Swiss Finish» aus

Das «Too big to fail»-Problem der Schweizer Grossbanken bleibt ungelöst. SonntagsZeitung, 3. Oktober 2010

Der Showdown blieb aus. Am Dienstag einigten sich die 14 Mitglieder der Schweizer «Too big to fail»-Expertenkommission auf neue Eigenkapitalpuffer für die UBS und die CS. Die Grossbankenvertreter akzeptierten die Verschärfung ohne hörbares Murren. Das hat die SonntagsZeitung aus verlässlichen Quellen erfahren. Morgen werden die Minimalstandards namens «Swiss Finish» präsentiert.

Aus dem Kommissionsumfeld ist zu vernehmen, dass verschiedene Untergrenzen bestimmt wurden. Zwei der wichtigsten sind zum einen die Kernkapitalquote, bei der nur noch das Aktienkapital und die Reserven berücksichtigt werden. Zum anderen jene Kernkapitalquote inklusive Zwangsanleihen, der sogenannten Contingent Convertibles (Cocos), die im Krisenfall von Fremd- zu Eigenkapital werden.

UBS und CS benötigen über 20 Milliarden Franken Kapital

Die engste Kernkapitalquote soll unter 12 Prozent liegen, die weiter gefasste inklusive Cocos über 12 Prozent. Ein Sprecher des Finanzdepartements wollte vor der morgigen Pressekonferenz in Bern keine Stellung nehmen.

Aller Voraussicht nach müssen die UBS und die CS in den nächsten Jahren insgesamt über 20 Milliarden Franken neue Eigenkapitalpuffer aufbauen. Beide wollen dies nicht mit Kapitalerhöhungen am Markt erreichen, wie sie diese Woche betonten, sondern durch zurückbehaltene Gewinne.

Ziel des «Swiss Finish» ist ein genügend dickes Eigenkapitalpolster, damit die UBS und die CS ihre allfälligen Verluste in einer nächsten Krise aus eigener Kraft auffangen können. Damit soll verhindert werden, dass sie unter die globalen Minimalstandards fallen, wo sie in eine gefährliche Abwärtsspirale geraten würden.

Diese international geltenden Untergrenzen haben die Regulatoren vor Monatsfrist unter der Bezeichnung «Basel III» verabschiedet. Für Grossbanken sind ab 2019 sieben Prozent engstes Kernkapital Pflicht.

Ihre Eigenkapitalverschärfung betrachten die Schweizer Aufseher als wichtigste Massnahme, damit die Grossbanken in einem nächsten Kollaps nicht erneut vom Untergang bedroht wären. Statt aber die Puffer von der gesamten Bilanzsumme abhängig zu machen, geben sie sich wie bisher mit Modellrechnungen der Banken zufrieden, die das Ausfallrisiko von der Art eines Geschäfts abhängig machen.

Viele Professoren und sogar Ex-Grossbanker fordern hingegen absolute Grenzwerte, welche die Grossbanken dazu zwingen würden, ihre immer noch riesigen Bilanzen zu verkleinern. Denn der risikogewichtete Ansatz kann die Aufblähung der Grossbankenbilanzen nicht verhindern.

Expertenkommission zwingt Banken zu Neuorganisation

Die Expertenkommission ist sich bewusst, dass sie das Problem des impliziten Schutzes der Grossbanken vor dem Konkurs nicht gelöst hat. Deshalb zwingen sie die UBS und die CS, sich so zu organisieren, damit sie im Notfall ihre für die Schweiz zentralen Bereiche wie Zahlungsverkehr und Inlandkredite rasch abspalten können.


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