Neuer UBS-Amerika-Chef war über Hypothekengefahr im Bild

Philip Lofts gehörte zu jenen Topleuten, die das Subprime-Debakel in den USA hätten verhindern können. SonntagsZeitung, 14. November 2010

Die Beförderung des 48-jährigen Briten Philip Lofts zum obersten Verantwortlichen der Grossbank UBS für ganz Nord- und Südamerika wurde kaum kommentiert. Dabei gehörte Lofts zum engen Kreis jener Personen, die das Subprime-Debakel der Bank hätten verhindern können.

Nachdem UBS-Risikomanager aus der Zürcher Zentrale bereits 2002, also zu einem frühen Zeitpunkt, die Hypotheken-Investments in den USA analysiert hatten, setzten sie die für das Gesamtrisiko der Bank verantwortlichen Topleute über die Gefahren ins Bild. Zu diesen Topleuten zählten insbesondere Walter Stürzinger, Chef Marktrisiko, Marco Suter, Chef Kreditrisiko, und Philip Lofts, seit kurzem zuständiger Chef Kreditrisiken der Investmentbank.

Die Warnungen der internen Aufseher führten zwar zu Stresstests, doch wurde dabei mit – im Rückblick gesehen – viel zu günstigen Annahmen hantiert. Vor allem blieb das Kernproblem der Zuständigkeit für Risiken an der Schnittstelle zwischen Markt- und Kreditüberwachung ungelöst.

Weil es sich bei den US-Hypothekenpapieren formell um Wertschriften handelte, bei denen es einen aktuellen Kurs gab und ein Verkauf deshalb jederzeit möglich schien, teilte die UBS diese den Marktrisiken zu. Den Wertpapieren lagen jedoch klassische Kreditrisiken in Form von Hypotheken für verschiedene Kategorien von US-Schuldnern zugrunde. Den für die Markt- und Kreditrisiken Zuständigen der UBS war dieser Umstand selbstverständlich bewusst.

«Herr Lofts geniesst bei den Regulatoren ein gutes Ansehen»

Als Kreditrisiko-Chef der Investmentbank war Lofts ab 2002 zudem direkt verantwortlich für die Werthaltigkeit, solange die einzelnen Hypotheken-Papiere noch nicht zu ihrer endgültigen Form von Schuldkonstrukten, sogenannten Collateralized Debt Obligations (CDO), gebündelt worden waren. Monatelang lagen solche «Hypotheken-Bündel» in einer «Vorratskammer» der UBS-Investmentbank und galten als reine Kreditrisiken, für die Lofts zuständig war.

Ob Lofts oder die anderen Toprisikoleute der Bank Bedenken zum Aufbau des gigantischen US-Hypothekenbergs geäussert hatten, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass sie die Investments akzeptierten.

UBS-Sprecher Christoph Meier sieht keine Mitverantwortung Lofts für die erlittenen Verluste. «Es ist bekannt, dass die grossen Verluste aus dem Bereich Marktrisiken stammten, für die Herr Lofts nicht zuständig war.» Der Brite sei denn auch 2008 zum obersten Risikochef befördert worden.
«Zudem möchte ich betonen, dass Herr Lofts bei den Regulatoren ein gutes Ansehen geniesst», sagt Meier. Lofts habe «damit alle Voraussetzungen, unsere Geschäfte in Amerika zum Erfolg zu führen».


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