Julius Bär geht auf Madoff-Kunden los

Spekulationen über Kontosperrungen. SonntagsZeitung, 12. Dezember 2010

Die Klagen rund um Jahrhundertbetrüger Bernard Madoff ziehen Kreise. Um sich schadlos zu halten, hat die Zürcher Privatbank Julius Bär offenbar Konti von Kunden blockiert, die in Ma doff-Vehikeln investiert waren. Auch andere Banken, darunter Genfer und liechtensteinische, haben Massnahmen ergriffen, um im Fall einer Prozessniederlage oder eines Vergleichs ihre Kunden in Regress nehmen zu können.

Am 14. September informierte Julius Bär betroffene Kunden in einem Brief, welcher der SonntagsZeitung vorliegt, über eine Klage von Fairfield Sentry gegen die Bank in der Höhe von mindestens 25 Millionen Dollar. Fairfield hatte Feeder-Funds betrieben, die Kundengelder gepoolt in Madoff-Fonds anlegten. Fairfield wiederum wurde von Madoff-Liquidator Irving Picard eingeklagt. Mit Rückforderungsverfahren, Clawback genannt, will sich Fairfield bei einer allfälligen Verurteilung schadlos halten.

Bär erinnerte die Kunden, dass sie auf eigenes Risiko in Fairfield- respektive Madoff-Fonds investiert hätten. «Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie aufgrund ihres aktuellen oder früheren Besitzes von Fairfield-Anteilen von dieser Klage betroffen sind», warnte die Bank, und kündigte «für nötig befundene Massnahmen» an.

Beklagt werden Auszahlungen an Madoff-/Fairfield- Investoren in der noch nicht verjährten fünfjährigen Frist bis 21. April 2009. Damals gingen die Vehikel in Konkurs. Kunden, die in dieser Zeitspanne Geld ausbezahlt erhalten hatten, hätten sich unrechtmässig bereichert. Laut einem Zürcher Vermögensverwalter mit Geschäftsbeziehungen zu Bär-Kunden verfügte die Bank kürzlich Kontensperrungen. Trifft das zu, könnte Bär allfälligen Schadenersatz auf die Kunden überwälzen. Ein Bär-Sprecher wollte sich «zu einem laufenden Verfahren und zu Kundenangelegenheiten» nicht äussern.

Madoffs Sohn Mark hat wohl Selbstmord begangen

Die LGT Bank in Liechtenstein informierte Fairfield-Kunden vor zwei Wochen, ohne Kontosperrungen zu erwähnen. Falls die Bank gerichtlich «zu einer Rückzahlung der für die Kunden erhaltenen Verkaufserlöse verpflichtet» würde, sei «das weitere Vorgehen im Einzelfall zu prüfen», sagt Sprecherin Franziska Raff.

Ob die beklagte Credit Suisse Massnahmen gegen betroffene Kunden ergreift, wollte ein Sprecher nicht sagen. Laut Bankier Bénédict Hentsch, der seine Madoff-Kunden persönlich entschädigte, seien bei einigen Genfer Instituten seit Sommer Kundenkonti «zum Teil blockiert worden, da das Geld unter die Clawback-Regelung fallen könnte».

Für Schlagzeilen sorgt auch die Madoff-Familie: Am Samstag wurde bekannt, dass Madoffs Sohn Mark tot in seinem New Yorker Apartment aufgefunden wurde. Der 46-Jährige, gegen den die Polizei ermittelte, soll sich das Leben genommen haben. Gemäss «New York Magazine» hat Liquidator Irving Picard ihn vergangene Woche verklagt.


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