Jetzt greift der UBS-Jäger die HSBC an

Kevin Downing nimmt wegen Offshore-Schwarzgelder Kunden der britisch-asiatischen Bank ins Visier. SonntagsZeitung, 11. Juli 2010

Der Mann, der die UBS in die Knie zwang, heisst Kevin Downing. Gnadenlos zwang der Strafanwalt des US-Justizdepartements (DOJ) die Bank im Steuerbetrugsfall zur Datenherausgabe und damit zum Fall des alten Schweizer Bankgeheimnisses.

Für den Mittvierziger war das offenbar nur die Auftaktschlacht. «Wir haben soeben den grössten Vermögensverwalter der Welt besiegt», sagte Downing laut der Agentur Bloomberg vor Rechtsanwälten. «Meinen Sie wirklich, uns würde es schwerfallen, den nächsten zu bezwingen?»

Gesagt, getan. Der US-Staatsanwalt informierte kürzlich rund ein Dutzend Kunden der britisch-asiatischen Grossbank HSBC mit Sitz in Hongkong. Gegen sie werde wegen Offshore-Schwarzgeldes in Indien und in Singapur ermittelt. Laut Reuters wurde HSBC nicht namentlich genannt, doch wären sämtliche Briefempfänger Kunden des Finanzmultis.

Die Schweiz ist die Zentrale für vermögende HSBC-Kunden

Dies sei «mit Sicherheit» eine direkte Folge der laufenden Verfahren gegen amerikanische UBS-Kunden, sagt ein Sprecher von HSBC Schweiz. Keinen Zusammenhang gebe es hingegen mit dem Datenklau durch einen Ex-Informatiker bei der Schweizer HSBC-Tochter in Genf. Laut HSBC Schweiz sind 15 000 Kunden betroffen, Frankreich spricht von 127 000 Konten.

Die Entwarnung wirft Fragen auf. Die Schweiz ist die Zentrale für alle vermögenden HSBC-Kunden. Der Genfer HSBC Private Banking Holdings (Schweiz) sind neben der HSBC Private Bank (Schweiz) mit über 200 Milliarden Franken verwalteten Vermögen HSBC-Privatbanken in England, Monaco und auf den Kanalinseln unterstellt. Im VR der Schweizer Dachholding sitzen der Anwalt Peter Widmer als Vize und der Industrielle André Kudelski.

Die Bank kann darauf hoffen, dass die USA ihren Truppenführer Kevin Downing im Kampf gegen die Steuerparadiese verlieren. Laut «Wall Street Journal» lotet ein Headhunter bei Washingtoner Wirtschaftskanzleien das Interesse an einer Verpflichtung Downings aus. Bereits weg ist David Ogden, Nummer 2 im DOJ. Er kehrte in seine frühere Washingtoner Kanzlei zurück.

Die Schweizer Banken sollten die Zeit nutzen, meint Jeffrey Owens, OECD-Steuerkommissär. «Der Finanzplatz muss nun vorausgehen und ein neues Geschäftsmodell für Swiss Banking entwickeln.»


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