Festtage bei den Valora-Chefs

Der Aktienkurs ist jüngst steil gestiegen – aufs Topkader dürfte so Ende Jahr ein Geldregen niedergehen. SonntagsZeitung, 5. Dezember 2010

Das Kiosk- und Distributionsunternehmen Valora hat den Vorwärtsgang eingelegt. Mit diversen Zukäufen und dem Ziel von 1000 Kioskstellen in Deutschland will das Team um Verwaltungsratspräsident Rolando Benedick und CEO Thomas Vollmoeller den Umsatz bis 2015 von knapp 3 auf fast 5 Milliarden Franken hochschrauben. Der Betriebsgewinn soll gar verdoppelt werden. Auch ein neues Handyabo mit Orange an Kiosken und anderen Verkaufspunkten signalisiert: Valora hat Grosses vor.

Die Analysten überschlagen sich vor Freude, die Aktie reagierte dementsprechend: Am Freitag schloss die Valora-Aktie bei 306.50 Franken – plus 14 Prozent innert 30 Tagen, und das in einem stagnierenden Gesamtmarkt.

Der Kurssprung kommt fürs Management zur rechten Zeit. Ende Monat wird die erste Tranche eines Aktien-Bonusprogramms namens Long Term Plan (LTP) fällig. Hauptbegünstigter ist Vollmoeller mit gut 10 000 Valora-Aktien, die ihm Anfang 2009 mit zweijähriger Sperrfrist zum damaligen Kurs von 148.05 Franken als Bonus angerechnet wurden, mit einem Wert von knapp 1,5 Millionen. Würde Vollmoeller die frei werdenden Aktien auf dem heutigen Kursniveau verkaufen, käme er in den Genuss eines Zusatzgewinns von rund 1,6 Millionen Franken. Ende 2011 werden nochmals 10 000 Aktien zum Verkauf frei, die bei stabilen Kursen weiteren Gewinn versprechen.

VR-Präsident Benedick, den Valora-Investor Adriano Agosti Anfang 2008 nach einem Machtkampf einsetzte, profitiert ebenfalls vom LTP. Ihm winken Ende 2010 rund 800 000 Franken, die aus der Valora-Kurssteigerung resultieren. Auch bei ihm lockt Ende 2011 eine zweite Tranche in gleicher Höhe.

VR-Honorare um bis zu zwei Drittel erhöht

Noch stolzer fallen die Gesamteinkommen der beiden Valora-Kapitäne aus, wenn man die sich abzeichnenden Kursgewinne berücksichtigt. Von Vollmoellers Vergütung fürs Jahr 2009 fielen gemäss Jahresbericht nämlich nur 131 000 Franken auf den LTP, als übriges Fix- und Variabelgehalt verblieb bei ihm rund 1 Million. Verkauft der CEO sein Bonus-Aktienpaket in wenigen Wochen, wenn er darüber verfügen kann, streicht er für die zweijährige Haltezeit rund 3 Millionen zusätzlich ein und käme damit auf rund 2,5 Millionen Jahres-Gesamtentschädigung. Bei Benedick wären es etwa 1,25 Millionen. Unter dessen Führung haben sich die VR-Honorare 2009 um 17 bis 68 Prozent erhöht.

Vollmoeller und Benedick , die rund 6500 Mitarbeitern vorstehen, verdienen damit weit mehr als zum Beispiel Migros-Chef Herbert Bolliger, Herr über 80 000 Angestellte und mit einem Jahressalär von 820 000 Franken.

Das Risiko ist überschaubar. Zwar mussten Anfang 2009 alle Valora-Verwaltungsräte und -Konzernleitungsmitglieder eine bestimmte Anzahl Aktien ihres Unternehmens übernehmen. Doch finanziert wurde der Deal laut Geschäftsbericht mit einem Bankdarlehen, das durch Hinterlegung der erworbenen Aktien gesichert ist und dessen Zins das Unternehmen trägt.

Gegen die Gefahr eines Kurszerfalls waren die Begünstigten abgesichert. Liegt der Valora-Kurs bei Fälligkeit des Bonusplans Ende 2010 respektive 2011 unter dem Einstandspreis von 148.05 Franken, trägt Valora die Kursverluste. Trotz dieser Garantieleistung spricht Valora von einem Risiko fürs Topmanagement: «Rund 50 Prozent seiner Gesamtentschädigung sind von der langfristigen Entwicklung des Aktienkurses abhängig», begründet Sprecherin Stefania Misteli. «Eine fehlende nachhaltige operative Verbesserung der Ergebnisse würde demzufolge zu einem Verzicht von bis 50 Prozent seiner erwarteten Entlöhnung führen.»


Einen Kommentar schreiben