Augen zu und durch

Die ZKB muss trotz neuen Enthüllungen zur Skandalbank Piag stehen. SonntagsZeitung, 26. September 2010

Die Zürcher Kantonalbank hält an ihrer problematischen Akquisition in Österreich fest – wohl oder übel. Dabei gleicht die österreichische Privatinvest Bank (Piag) gemäss NZZ einem «Kasino mit angegliedertem ‹Waschsalon›».Tatsächlich wird der Piag-Kauf für die Zürcher Kantonalbank zum Albtraum. Die Wiener Justiz ermittelt gegen mehrere Piag-Angestellte und -Kunden wegen Betrugs.

Doch statt eines Endes mit Schrecken gab der ZKB-Bankrat gestern die Durchhalteparole aus, wie Recherchen der SonntagsZeitung ergeben. «Der Bankrat will die Piag auf der Basis der geltenden ZKB-Standards führen, sobald alle Vorkommnisse geklärt sind», bestätigt Sprecher Urs Ackermann. Dann würde die Piag in ZKB umfirmiert. Der Entscheid fiel am zweitägigen Jahresseminar auf dem Zürcher Uetliberg, wo sich die Fernsicht wetterbedingt rapide verschlechterte. Die entscheidende Figur war ZKB-Präsident Urs Oberholzer, 65, intern «Gralshüter der ZKB-Reputation» genannt.

Problem dürfte sein, dass ein Exit praktisch unmöglich ist

Vor zwei Wochen hatte er die Geschäftsleitung von seiner Absicht in Kenntnis gesetzt, Ende September der Piag den Stecker zu ziehen. Davon ist nun keine Rede mehr. «Trotz den jüngsten Medienberichten hat sich der Bankrat in aller Deutlichkeit hinter den Piag-Entscheid der Geschäftsleitung gestellt», sagt Sprecher Ackermann. Bis Ende 2010 will man die Piag-Geschäftsstellen Salzburg und Wien von allen Altlasten gesäubert haben.

Der «Tages-Anzeiger» berichtete gestern mit Bezug auf das österreichische Magazin «Profil» von rund 40 Kundenkonten, die sich «über Nacht in Luft» aufgelöst hätten. Laut eines Ex-Piag-Angestellten gehörten Insiderhandel und Steuerhinterziehung zum Piag-Modell. ZKB-Private-Banking-Chef Christoph Weber sieht hingegen Einzelpersonen am Werk. «Nach heutigem Kenntnisstand deutet nichts auf ein System Piag hin», sagte er der Zeitung.

Webers Aussagen sind Teil einer medialen Gegenoffensive. Vor Wochenfrist sagte Webers Chef, ZKB-CEO Martin Scholl, bezüglich Piag der «Handelszeitung»: «In fünf bis sieben Jahren ziehen wir Bilanz, ob unser Entscheid der richtige war. Ich bin zuversichtlich.»

Oberholzers Problem dürfte sein, dass ein Exit in Österreich praktisch unmöglich ist. Für die Skandalbank gibt es kaum einen Interessenten, ein Verkauf des «sauberen» Kundenstamms allein bringt wenig, da dieser nur klein sein dürfte. Die rechtlichen Verpflichtungen würden sowieso an der ZKB hängen bleiben. Für den Kauf von Piag machte die Bank einen tiefen zweistelligen Millionenbetrag locker.

Schweizer Instituten gehts um erleichterten Marktzutritt

Das Piag-Abenteuer verzögert die ZKB-Ausland-Strategie, die am Seminar im Zentrum stand. «Welche Kunden wollen wir aus dem Ausland bearbeiten, welche aus Zürich heraus?», gibt Sprecher Ackermann als Kernthema an. Die meisten Schweizer Banken würden sich wie die ZKB auf wenige Zielmärkte beschränken, um diese rechtlich professionell zu bearbeiten.

Um welche es schliesslich gehe, hänge davon ab, wer den Schweizer Instituten den angestrebten erleichterten Marktzutritt aus der Schweiz heraus gewähren würde, sagt Ackermann.


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