Zerschlagt die UBS!

Kommentar über einen radikalen Ausweg für die angeschlagene Bank. SonntagsZeitung, 22. Februar 2009

Erneut steht die kleine Schweiz wegen der grossen UBS mit dem Rücken zur Wand. Im Herbst schnürte sie ein Rettungspaket, nun schmeisst sie Rechtsstaat und Bankgeheimnis über Bord, um den Crash abzuwenden. Ein UBS -Kollaps sei schlicht zu gefährlich, begründet die Regierung.

Bisher hat keine der Interventionen das Problem nachhaltig gelöst. Eine tragfähige Basis für einen Neuanfang ist aber nötig, sonst wird die UBS für die Schweiz zum finanziellen und rufschädigenden Fass ohne Boden.

Ein Blick zurück ist wichtig, um Klarheit für die Zukunft zu haben. Die UBS -Chefs sind nicht die unschuldigen Opfer einer Naturkatastrophe, als die sie sich gerne ausgeben, sondern gehören mit den Spitzen der US-Konzerne Citigroup und Merrill Lynch zu den Tätern in dieser Krise. Sie setzten alles auf Subprime und verspielten dabei ihre Banken.

Getrieben hat die Topmanager Gier nach Grösse, Macht und Reichtum. Im Boom blieben die wenigen Kritiker dieses Wahns ungehört. Zu sehr haben fast alle profitiert: der Staat mit Steuereinnahmen, die Bürger mit einem reichen Land, die Angestellten mit hohen Löhnen. In den USA hiess einst, was gut sei für General Motors, sei gut für das Land. Bei uns galt: Was gut ist für die UBS , ist gut für die Schweiz. Seit den ersten Milliardenverlusten im Oktober 2007 trifft das Gegenteil zu. Die UBS wurde innert kürzester Zeit vom Stolz der Nation zum Mühlstein um den Hals des Alpenstaats. Früher bemitleideten wir die Verschuldung unserer Nachbarländer, heute nähern sich die Risikoaufschläge für eidgenössische Staatspapiere den italienischen an.

Nun droht gar ein Dauerschaden für den Ruf des Finanzplatzes. Der Kniefall in den USA mit der erpressten Auslieferung von Kundendaten löchert das Bankgeheimnis und ritzt den Rechtsstaat. Schweizer Tugenden, die bis Mittwoch selbstverständlich waren, wurden geopfert.

Auch dafür sind die UBS -Manager verantwortlich. Statt sich zu mässigen, wie sie dies den USA versprochen hatten, machten sie erst recht Jagd auf reiche US-Kunden und deren unversteuerte Milliarden. Die UBS -Spitze wusste um die Risiken, erlag aber der Verlockung auf Rekordgewinne.

Den Schaden trägt das Land. Die Suppe auslöffeln müssen dessen Behörden. Bundesrat, Bankenaufsicht und Nationalrat werden seit Monaten vom Klumpenrisiko UBS auf Trab gehalten.

Warum die staatlichen Retter nicht längst eine tragfähige Lösung gefunden haben, ist unklar. Gibt es keine, oder rächt sich im Land der direkten Demokratie das Fehlen einer politischen Elite?

Viele Kunden bleiben verunsichert, viele Aktionäre suchen das Weite, viele Mitarbeiter verlassen das Schiff. Nach dem US-Steuerdeal sackte der UBS -Kurs auf ein Rekordminus, hinter den Kulissen geht die Rede von einer zweiten Rettungsaktion um.

Das Übel muss wohl an der Wurzel gepackt werden. Die Bilanz der UBS ist immer noch 2000 Milliarden schwer, da drohen weitere hohe Abschreiber. Ein Zerschlagen in ein zu verstaatlichendes Schweiz-Geschäft, eine zu versteigernde Offshore-Vermögensverwaltung und eine zu liquidierende Investmentbank wäre ein radikaler Ausweg. Ihn gilt es rasch zu prüfen.


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