UBS  trennt sich von US-Staranwälten

Die Bank will gegenüber den Amerikanern in Zukunft unnachgiebiger auftreten. SonntagsZeitung, 8. März 2009

Am Mittwoch sah die Welt einen anderen Mark Branson. Im Unterschied zum Senats-Hearing letzten Sommer, als Branson einen tiefen Bückling vollzog, blieb der 41-jährige Finanzchef der UBS -Vermögensverwaltung aufrecht in der Arena. Seine Bank habe alles unternommen, um die Auflagen der US-Steuerbehörde IRS zu erfüllen. «Doch die UBS kann der IRS gegenüber keine Informationen offenlegen, die ihre Mitarbeiter ernsthaft der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung nach Schweizer Recht aussetzt», sagte Branson.

Branson bewahrte kühles Blut, als ihn der vorsitzende Senator Carl Levin von den Demokraten verärgert über den Rand seiner Lesebrille ins Visier nahm. «Warum geben Sie uns nicht die Namen», drohte Levin mit dem Ziel, von Branson ein Zugeständnis für die über 40 000 US-Kunden zu erhalten, die nicht deklarierte Vermögen bei der UBS in der Schweiz angelegt hatten. «Weil dies das schweizerische Bankgeheimnis verletzen würde», gab Branson höflich, aber bestimmt zurück.

Damit wurde die neue Strategie der UBS für die zweite Runde im Kampf gegen die amerikanischen Steuerbehörden sichtbar. War die bisherige Haltung der Schweizer devot und schuldbewusst, betonen sie nun die Unterschiede zwischen amerikanischem und schweizerischem Recht. Der neue Streit, sagte Branson zu Senator Levin, soll «mittels diplomatischer Gespräche zwischen den beiden Regierungen» beigelegt werden und nicht mit unilateralen Attacken gegen die UBS .

Das neue Selbstverständnis der Bank kommt spät. Es ist die Konsequenz aus der alten Strategie, die auf der ganzen Linie versagte. Laut einem UBS -Manager, der die Angelegenheit aus der Nähe kennt, fühlt sich die Bank von ihren US-Starwälten der New Yorker Kanzlei Wachtell Lipton Rosen & Katz schlecht beraten. «Jeder Schritt, den wir im Steuerstreit mit den Amerikanern unternommen haben, war mit ihnen abgesprochen», sagt der UBS -Manager. «Und jedes Mal wurden wir von den neuen Attacken der Behörden überrascht. Das sollte einer solchen Kanzlei nicht passieren.»

Anwalt Savarese sah keine Attacke der Amerikaner voraus

Gemeint ist vor allem John Savarese, der die UBS im Steuerstreit mit den USA verteidigte. Savarese war in den Achtzigerjahren im New Yorker Staatsanwalts-Dreamteam des späteren Bürgermeisters Rudy Giuliani und brachte Mafiabosse zur Strecke.

Für die UBS agierte Savarese unglücklich. Statt auf Obstruktion setzte er auf Kooperation und rasche Geständnisse, obwohl die Behörden als einzigen Informanten Ex- UBS -Kundenberater und Whistleblower Bradley Birkenfeld hatten – zu wenig, um aus vollen Rohren auf die Schweizer zu schiessen. Doch Savareses Appeasement -Ansatz war Gold wert für die Amerikaner. Die UBS deponierte den Grossteil des späteren Belastungsmaterials gegen sie gleich selbst bei den Behörden.

Wiederholt wurde Savarese, der sich bester Beziehungen zum US-Justizministerium rühmt, von den Ereignissen überrascht. «Er gab grünes Licht für Reisen in die USA», sagt der UBS -Manager. «Und was passierte? Die Behörden schnappten mit Martin Liechti einen Topmann und hatten einen Kronzeugen.»

Am verheerendsten war das Ausbleiben von Warnungen im Fall des obersten UBS -Vermögensverwalters. «Die Anklage gegen Raoul Weil hat uns völlig aus dem Gleichgewicht gebracht», sagt die Quelle, «danach blieb uns nur noch Schadensbegrenzung.»

Nach dem Fiasko will sich die Bank von Savarese und der Wachtell-Kanzlei trennen. Laut dem Gewährsmann holte die UBS für den anstehenden Zivilprozess zusätzliche Gutachten bei Drittanwälten ein. Offiziell nimmt die Bank keine Stellung.


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